Wärmewende nach Plan – Kommunale Wärmeplanung in Schleswig-Holstein

Im Vergleich zur Energiewende im Stromsektor, bei der bereits einige Fortschritte zu verzeichnen sind, hinkt der Wärmesektor bei dem Wandel hin zu einer nachhaltigen klimaneutralen Wärmeversorgung deutlich hinterher. Dabei macht die Bereitstellung von Wärme einen erheblichen Anteil am Energieverbrauch aus, nämlich etwa 56% durch Wärmeversorgung im Gebäudebereich und industrieller Prozesswärme (Walter, 2017, S. 7). Energieträger, wie fossiles Erdgas oder Heizöl, spielen dabei nach wie vor eine dominierende Rolle. Erneuerbare Energien in der Wärmebereitstellung machen bundesweit einen Anteil von lediglich knapp 18 Prozent aus (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2022). Diese Zahlen zeigen deutlich, dass im Wärmesektor vermehrter Handlungsbedarf besteht, um das Ziel des Bundes, ein treibhausgasneutraler Gebäudesektor bis 2045, erreichen zu können.

Auf dem Weg hin zur Treibhausgasneutralität sind effektive Maßnahmen notwendig, die den Anteil der Erneuerbaren Energien in der Wärmeversorgung deutlich steigern und die Entwicklung hin zu einem energieeffizienten Gebäudebestand beispielsweise durch energetische Sanierung vorantreiben (Energie- & Klimaschutzinitiative Schleswig-Holstein, 2021). Dabei ergeben sich jedoch verschiedene Herausforderungen.

Die Herausforderungen der Wärmewende

Zunächst lässt sich Wärme im Vergleich zu Strom oder Erdgas nicht über weite Strecken transportieren. Neben dezentralen Einzellösungen gibt es hier die Möglichkeit einer zentralen leitungsgebundenen Wärmeversorgung – die sogenannten (Nah-)Wärmenetze. Um dem Wärmeverlust durch den Transport entgegenzuwirken, liegen bei der Versorgung die Erzeugungsanlagen und die Abnehmer*innen räumlich dicht beieinander (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2022). Nahwärmenetze haben darüberhinaus das Potential, Erneuerbare Energien als Wärmequellen effektiv und kostengünstig in lokale Versorgungssysteme zu integrieren (Walter, 2017, S. 76). Eine Option, die in der Praxis bereits vielfach umgesetzt wird, wie bei den Nahwärmenetzen der Kirchengemeinde Lütau aus Herzogtum-Lauenburg oder der BürgerGemeindeWerke der Gemeinde Breklum.

Desweiteren entsteht für den Wandel des Wärmesektors ein erheblicher Koordinierungsaufwand zwischen den verschiedenen Akteur*innen – zwischen Kommune, Wärmeversorger*innen, Industrie, Handwerk und Bürger*innen. Die Einbindung aller Betroffenen ist dabei unabdingbar. Nicht zuletzt stellen die langen Investitionszyklen, sowie der hohe Kapitaleinsatz für die Anlagen der klimaneutralen Versorgung bis hin zur Infrastruktur eine Hürde für eine erfolgreichen Wandel dar (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2022).

Ein strukturiertes Vorgehen scheint unerlässlich, um die finanzielle Planungssicherheit zu erhöhen, Fehlinvestitionen zu vermeiden und die einzelnen Akteur*innen in den Wandel des Wärmesektors effektiv mit einzubeziehen.

Politische Vorgaben in der Praxis umgesetzt

Zu einem zentralen Baustein der Wärmewende ernannt, soll die kommunale Wärmeplanung hier Abhilfe schaffen, als ein „informelles Planungsinstrument der Kommune zur langfristigen Gestaltung der Wärmeversorgung“ (AGFW & DVGW, 2023, S. 6). Die Erstellung einer solchen Planung ist durch das Wärmeplanungsgesetz (WPG) seit dem 01.01.24 verpflichtend für alle Bundesländer. In Schleswig-Holstein wurde bereits 2017 mit dem Energiewende- und Klimaschutzgesetz (EWKG) ein Fokus auf die Kommunale Wärmeplanung gelegt. Damit wurden zunächst die 78 größten Städte und Gemeinden des Landes verpflichtet bis 2024 bzw. 2027 eine solche Planung vorzulegen (Kroeske, 2023). Ziel ist es eine „ökologische, ökonomische, sozial verträgliche und versorgungssichere Wärmelösung als langfristige Perspektive“ zu erarbeiten (AGFW & DVGW, 2023, S. 6). Die hierfür notwendigen Informationen zu existierenden Strukturen, Potentialen und konkreten Maßnahmen werden im individuell erstellten Wärmeplan zusammengefasst.

Der Wärmeplan – als effektives Werkzeug

1. Datengrundlage

Die Grundlage der Planung bilden verschiedene Daten zu dem Wärmebedarf, -erzeugung und -quellen, sowie Daten zur existierenden Gebäude- und Versorgungsstruktur. Diese müssen von Verwaltung, Energieunternehmen (Netzbetreiber und/oder Stadt- und Gemeindewerken), sowie den Bezirksschornsteinfegern bereitgestellt (§ 7 EWKG) und anschließend zusammentragen werden. Hierbei kann in der Regel bereits auf existierende Daten zurückgegriffen werden, wie Bebauungspläne oder Luftbilder, die im Rahmen der Wärmeplanung nützlich sind.

2. Bestandsanalyse: Wärmebedarfe und -infrastruktur

Aufbauend auf den gesammelten Daten wird zunächst eine Bestandsanalyse durchgeführt. Dabei werden die aktuellen Wärmebedarfe und deren örtliche Verteilung von Wohn- und öffentlichen Gebäuden, sowie örtlichen Betrieben ermittelt. Darüber hinaus wird der Bestand zentraler Wärmeerzeugungsanlagen, lokaler Wärme- und Gasnetze, sowie individueller Anlagen, Solarthermieanlagen und Wärmepumpen ermittelt. Mit Hilfe dieser Daten ergibt sich ein Bild über den aktuellen Verbrauch und die bestehende Infrastruktur der Wärmeversorgung.

3. Potentialanalyse: Erneuerbare Energien und Gebäudeeffizienz

Auf Basis der Bestandsanalyse werden im nächsten Schritt die individuellen Potentiale einer klimaneutralenWärmeversorgung für die Gemeinde herausgestellt. Es werden sowohl Senkungen der Wärmebedarfe durch energetische Gebäudesanierung, als auch Nutzungspotentiale von Erneuerbaren Energien für die Wärmeversorgung in Betracht gezogen. Einige Beispiele für mögliche Wärmequellen sind Biomasse (z.B. Holz), Abfall, Abwärme, Umweltwärme oder Solarthermie. Desweiteren können auch Potentiale in der Bereitstellung von Wärme durch Strom mit Hilfe Erneuerbarer Energien wie Solar-, Wind oder Wasserkraft zur Senkung der Emissionen beitragen.

4. Räumliche Zukunftszenarien: Optionen für Wärmeerzeugungsanlagen, Nahwärmenetze und weitere Maßnahmen

Ausgehend von der Bestandsanalyse und den gegebenen Potentialen innerhalb der jeweiligen Gemeinde werden verschiedene räumliche Zukunftsszenarien für die treibhausgasneutrale Wärmeversorgung bis 2045 entwickelt. Dabei wird sowohl die Entwicklung der Wärmebedarfe dargestellt, als auch die zukünftige Versorgungsstruktur auf Basis alternativer Wärmeerzeugungsanlagen wie beispielsweise Wärmepumpen, Biomasse oder Solarthermie abgebildet. Die Konzepte sollen unter anderem deutlich machen, in welchen Gebieten eine zentrale Versorgung über Nahwärmenetze erfolgen soll oder wo dezentrale Lösungen sinnvoller wären, um die Energieeffizienz zu steigern. Über das Zielszenario der Treibhausgasneutralität bis 2045 sollen auch Szenarios für die Zwischenschritte entwickelt werden bis 2030 und 2040.

Mit Hilfe dieser einzelnen Schritte lässt sich für die Kommune ein Wärmeplan erstellen. Dieser orientiert sich an den individuellen Bedarfen und Potenzialen und bietet so einen individualisierten Fahrplan für den Wandel der Kommunalen Wärmeversorgung . Es handelt sich hierbei nicht um eine Detailplanung, welche die technisch-wirtschaftliche Machbarkeit der verschiedenen Maßnahmen abbildet. Die im Wärmeplan formulierten Maßnahmen können im Anschluss rechtsförmlich und verbindlich in Form von Bauleitungsplänen oder kommunalen Satzungen umgesetzt werden.

Vielfältige Chancen für Kommunen

Durch die strukturierte Erarbeitung der verschiedenen Zukunftszenarien und die Berücksichtigung der regionalen Potenziale und Bedarfe bietet die kommunale Wärmeplanung eine Möglichkeit, die Umstellung auf eine nachhaltige Wärmeversorgung in Gemeinden gezielt voranzutreiben (Energie- & Klimaschutzinitiative Schleswig-Holstein, 2021). Sie steigert die Sichtbarkeit einer umweltfreundlichen Wärmeversorgung vor Ort. Gleichzeitig unterstützt sie die lokale Wirtschaft durch Investitionen in moderne Technologien und Wärmenetze, sowie durch Kooperation von Unternehmen und Handwerk vor Ort. Dank der Nutzung erneuerbarer Energien werden stabile Wärmepreise gewährleistet und die Unabhängigkeit von externen Energiequellen gestärkt. Darüber hinaus ermöglicht die Integration der Wärmeplanung in andere städtische Entwicklungsprozesse und kommunaler Strategien für den Klimawandel eine effiziente Nutzung von bereits vorhandenen Ressourcen. Es besteht zudem die Möglichkeit der Zusammenarbeit von mehreren Kommunen, was vor allem für Landgemeinden von Vorteil sein kann (AGFW & DVGW, 2023).

Beratungs- & Finanzierungsmöglichkeiten

Der Weg von der Wärmeplanung bis zur Realisierung von Wärmenetzen ist mit großembürokratischem Aufwand und hohen finanziellen Mitteln verbunden. Für die Erstellung eines solchen Vorhabens muss im ersten Schritt ein Planungsbeschluss gefasst werden, der die notwendigen Kosten und Personal kalkuliert. Zudem muss ein Ingeneurbüro für die Umsetzung beauftragt werden. Als Unterstützung für die Kommunen wurde im April 2022 das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende in Halle (Saale) eröffnet. Es fungiert als bundesweite zentrale Anlaufstelle mit digitaler Plattform, Vernetzungsmöglichkeiten, sowie Informations- und Beratungsangeboten.

Für Kommunen in Schleswig-Holstein bietet die IB.SH Förderbank im Rahmen des Energie- und Klimaschutzinitiative des Landes ein umfassendes Beratungsangebot für die Erstellung eines Wärmeplans. Für kleinere Kommunen, die zur Zeit nicht verpflichtet sind eine Kommunale Wärmeplanung vorzulegen, gibt es die Möglichkeit einer entsprechenden Förderung für eine freiwillige Wärmeplanung (Kroeske, 2023).

Wärmewende in Bürger*innen Hand

Die Beteiligung der Öffentlichkeit und relevanter Akteursgruppen fördert die Transparenz und die Akzeptanz der Maßnahmen. Dabei sollten vor allem die Bürger*innen ernst genommen werden. Denn sie agieren nicht nur als Konsument*innen der Wärme, sondern sind zudem (potentielle) Investor*innen oder sogar Produzent*innen von (Wärme-)Energie (Müller et al. 2016). Es gibt bereits einige Beispiele, die zeigen, dass Impulse für Einzelprojekte oft von den Bürger*innen vor Ort ausgehen und die Kommune von den Fähigkeiten und dem ehrenamtlichen Engagement seiner Bürger*innen profitieren kann (Walter, 2017, p. 11).

Als Initiative bewirk wollen wir die Bürger*innen in den Gemeinden vor Ort stärken, die Wärmewende in ihrem Ort mitzugestalten. Die Bürger*innen aus Tangstedt machen es vor und bringen die lokale Wärmewende voran! Bei unserem ersten Netzwerktreffen der Wärmeinitiativen Schleswig-Holstein im Februar haben wir gemeinsam erarbeitet wie eine Wärmewende aus Bürger*innen Hand aussehen kann. Das wollen wir euch natürlich nicht vor enthalten! Also bleibt gespannt auf den Rückblick zu unserem Netzwerktreffen, wo wir euch die Ergebnisse präsentieren wollen, wie wir gemeinsam die Wärmewende vor Ort voranbringen können.

Weiterführende Materialien

Webseiten & Videomaterial

Lektüre zum Nachlesen

Quellen 

  • AGFW – Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e.V & DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. – Technisch-wissenschaftlicher Verein 2023: Praxis Leitfaden kommunale Wärmeplanung, https://www.dvgw.de/medien/dvgw/leistungen/publikationen/leitfaden-kommunale-waermeplanung-dvgw-agfw.pdf
  • Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2022: Diskussionspapier des BMWK: Konzept für die Umsetzung einer flächendeckenden kommunalen Wärmeplanung als zentrales Koordinierungsinstrument für lokale, effiziente Wärmenutzung, https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/diskussionspapier-waermeplanung.pdf?__blob=publicationFile&v=4
  • Energie- & Klimaschutzinitiative Schleswig-Holstein (2021): Kommunale Wärme- und Kälteplanung in Schleswig-Holstein: Teil II: Wie wird ein kommunaler Wärme- und Kälteplan erstellt? https://www.eki.sh/fileadmin/user_upload/eki/downloads/211220_kommunale_waermeplanung_teil_2.pdf
  • Energie- & Klimaschutzinitiative Schleswig-Holstein (2021): Kommunale Wärme- und Kälteplanung in Schleswig-Holstein; Teil I: Was ist die kommunale Wärme- und Kälteplanung? https://www.eki.sh/fileadmin/user_upload/eki/downloads/211220_kommunale_waermeplanung_teil_1.pdf
  • Kroeske, Peer-Axel (03.07.2023) Kommunale Wärmeplanung in SH: So weit sind die größeren Orte, NDR, https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Kommunale-Waermeplanung-in-SH-So-weit-sind-die-grossen-Staedte,waermeplanung108.html.
  • Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (2014) Kommunale Wärmeplanung https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/V/Service/Broschueren/Broschueren_V/Umwelt/pdf/FlyerKommunaleWaermeplanung.pdf?__blob=publicationFile&v=1
  • Müller, Ria; Hildebrand, Jan; Dr. Rubik, Frieder; Rode, Diana; Söldner, Sigrid; Bietz. Sabine (2016) Der Weg zum Klimabürger. Empfehlungen aus dem Forschungsprojekt Klima-Citoyen, https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/BILDER_und_Downloaddateien/Publikationen/2016/Klima-Citoyen_Wegweiser_Klimabuerger.pdf
  • Walter, Jan (2017) Klimaschutz & erneuerbare Wärme. Beispiele, Aktivitäten und Potenziale für die kommunale Wärmewende, Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (Hrsg.) https://difu.de/publikationen/2017/klimaschutz-erneuerbare-waerme

Bewerbung für den bewirk Aktionsfonds noch bis Ende Februar 2024 möglich

Wir starten mit einer tollen Meldung in das neue Jahr: Mit dem bewirk Aktionsfonds konnten wir schon über 45.000 Euro für eure Klima-Projekte bewilligen. Engagierte und Gruppen aus ganz Schleswig-Holstein haben sich mit vielen kreativen Aktionsideen für das Klima und die Energiewende in ihren Gemeinden beworben. Jetzt starten wir in den Endspurt für den Aktionsfonds mit insgesamt 60.000 Euro: Noch bis zum 28. Februar 2024 könnt ihr euch auf ein Startgeld bewerben!

Für die Bewerbung benötigt ihr nur eine kleine Beschreibung eurer Aktion und der Kosten und ein kurzes Bewerbungsvideo (ca. 1 Minute). Alle Informationen zur Bewerbung findet ihr auf unserer Aktionsfonds Seite. Bitte beachtet, dass eine Voraussetzung für die Auszahlung eines Startgeldes ist, dass die Aktion bis spätestens zum 31.03.2024 nachweislich umgesetzt wird. 

Wer kann sich bewerben? Alle Gruppen aus Schleswig-Holstein mit guten Klima-Ideen! Mit dem bewirk Aktionsfonds konnten wir zum Beispiel schon unterstützen: Schulungen für ehrenamtliche nachbarschaftliche Solarberater*innen, Flyer und Expert*innen-Honorare für Veranstaltungen und Aktionen zu Solar- und Wärmethemen, Werbematerial und Websites für Klimagruppen, Lastenräder und Baumaterial für mobile Balkonkraftwerke. Viele Beispiele findet ihr auch auf unseren sozialen Medien.

Bürger*innen aus Schleswig-Holstein starten Ausstieg aus fossilen Energien von unten

Während sich das Ende des Weltklimagipfels verzögerte, weil sich die teilnehmenden Nationen nicht auf eine Abschlusserklärung zu erneuerbaren Energien einigen konnten, sind Bürger*innen in Schleswig-Holstein längst aktiv für den Ausstieg aus fossilen Energien und Klimaschutz vor Ort.

Die gemeinnützige Initiative „bewirk – Gemeinsam fürs Klima“ hat bis Ende 2023 bereits über 34.000 Euro aus ihrem Aktionsfonds für gemeinschaftliche Klima-Aktionen bewilligt. Ehrenamtlich engagierte Bürger*innen aus verschiedenen Orten in SH haben bereits 25 Projekte eingereicht. Viele davon legen einen Schwerpunkt auf die lokale Solar- und Wärmewende. Noch bis einschließlich März 2024 können Klima-Aktionen mit einem Startgeld aus dem bewirk Aktionsfonds umgesetzt werden. Insgesamt rund 25.000 Euro stehen noch zur Verfügung.

Dank einer Förderung der Deutschen Postcode Lotterie gibt es seit Frühjahr 2022 den Bewirk Klima-Aktionsfonds, bei dem sich Bürger*innen und Initiativen auf ein Startgeld von bis zu 2.000 Euro bewerben können. Die Bewerbung ist ganz einfach: Ein paar Sätze zur Motivation und den Zielen aufschreiben, die geplanten Ausgaben auflisten und ein kurzes Video drehen. Alle Informationen zum Aktionsfonds und der Bewerbung gibt es hier.

Viele Schleswig-Holsteiner*innen sind damit schon aktiv geworden. Zum Beispiel konnten in 7 Gemeinden, unter anderem in Henstedt-Ulzburg, Quarnbek und Schleswig, erfolgreich Schulungen für nachbarschaftliche Solarberater*innen angeboten werden, die nun ehrenamtlich Bürger*innen zu einer Solaranlage auf dem eigenen Dach beraten sollen. Die bürgerschaftliche Wärmeinitiative „Energie aus Tangstedt für Tangstedt“ und die Klimagruppen Laboe und Molfsee nebst weiteren Initiativen wurden bei Veranstaltungen, Werbung und dem Aufbau ihrer Gruppen unterstützt. Auch ein mobiles Balkonkraftwerk „zum Anfassen“ und Aktionen zu klimafreundlicher Mobilität in Steinbergkirche und in Nordfriesland werden gefördert.

Die Bürgersolarberatung Henstedt-Ulzburg bewirkt was für den lokalen Klimaschutz

Einige Projekte stellen wir näher in unserer Filmreihe „Klimaschutz zum Nachmachen“ und auf unseren Sozialen Medien vor.

„Wir wollen die Wärmewende hier vor Ort mitgestalten und in eine klimaneutrale und bezahlbare Zukunft führen“, sagt Stefan Mauel aus Tangstedt zu der Bürgerinitiative. Nach gemeinsamen Veranstaltungen mit Bewirk rund um eine gemeinschaftliche, klimafreundliche und sichere Wärmeversorgung im Ort hat sich dort ein aktives Netzwerk von über 70 interessierten Bürger*innen gebildet. Seine Erkenntnis aus dem Prozess? „Einfach mal tun!“ Das haben alle Projekte gemeinsam: Hier kommen Menschen zusammen und setzen die Energiewende vor Ort schon um.

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Mithilfe des bewirk Aktionsfonds konnte die Initiative „Energie aus Tangstedt für Tangstedt“ unter anderem einen Motivationsfilm über die Klinkrader Heizhütte Genossenschaft drehen. Ein Film von Martin Schneider-Lau. 

Mit frischem Wind in den Segeln weiter Gemeinsam fürs Klima

Text von Antonia Balk

Die Initiative bewirk geht in eine neue Phase! Zwei Jahre sind bereits vergangen, in denen wir gemeinsam mit unser Community von Bewirker*innen schon viel erreicht haben. Mit Veranstaltungen vor Ort an rund 30 Orten in Schleswig-Holstein konnten wir gute Ideen fürs Klima verbreiten und engagierte Menschen zusammenbringen und eine Vielzahl an Klima-Aktionen mit unserem Aktionsfonds unterstützen. Eine großzügige Förderung der BINGO! Umweltlotterie ermöglicht es uns nun, unsere Pläne für aktive Netzwerke von engagierten Bürger*innen für Solar und klimafreundliche Wärmeversorgung weiterzuverfolgen und teils neu auszurichten.

Mit dabei sind erneut unsere geschätzten Kooperationspartner*innen: Die Gustav-Heinemann Bildungsstätte (GHB), das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR), das Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche sowie der Landesverband der Volkshochschulen SH. Die Umsetzung von bewirk erfolgt weiterhin durch das Euch bekannte Team bei der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein. Mit Boben Op Klima- und Energiewende e.V. konnten wir einen weiteren wertvollen Partner gewinnen, der uns mit frischen Ideen und wertvoller Erfahrung bei der Umsetzung von Klimaprojekten in der Praxis wird.

Unser erstes Planungstreffen mit allen Partner*innen fand am 19. September auf dem Anscharcampus statt. Wir können mit Freude berichten, dass alle große Lust haben, die Neuausrichtung des Projektes zu gestalten und bewirk gemeinsam noch sichtbarer zu machen. Wichtig war uns hierbei vor allem eine verstärkte Zusammenarbeit unter den Kooperationspartner*innen.

Gruppenbild Netzwerktreffen Wärmeinitiativen
bewirk Netzwerk für Wärmeinitiativen
Bei einer bewirk Ideensession sitzen Menschen an Gruppentischen und diskutieren
bewirk Ideensessions bringen Klima-Ideen vor Ort

Inhaltlich konzentrieren wir uns in Zukunft auf den Ausbau der bereits bestehenden bürgerschaftlichen Netzwerke zu Solar und Wärme, die wir im letzten Jahr initiiert haben und die stetig wachsen. Wir entwickeln Angebote anhand der Bedürfnisse, Wünsche und offenen Fragen aus der Community, um möglichst praxisorientierte Unterstützung anbieten zu können. Dafür stehen weiterhin regelmäßige Netzwerktreffen, sowohl in Präsenz als auch online auf dem Programm, um Ideen und Erfahrungen auszutauschen. Weitergeführt werden zudem unsere spannenden Ideensessions zu den Themen Balkon-PV, nachbarschaftliche Solar-Beratung, Bürger*innensolaranlagen und gemeinschaftliche, klimafreundliche  Wärmeversorgung.

Christoph Thomsen von BobenOp führt an einem Infostand eine Bürgersolarberatung mit einem Besucher durch. Im Hintergrund ist eine Beachflag mit dem bewirk Logo, im Vordergrund ein Tisch mit Flyern zu sehen.
Das Konzept der BürgerSolarBeratungen soll weiter verbreitet werden

Das Teilen von guten Ideen fürs Klima, Weiterbildung und Aktivierung von interessierten und engagierten Bürger*innen bleiben wichtige Schwerpunkte unseres Projekts. Wir werden Schulungen zu BürgerSolarBerater*innen durch Boben Op e.V. anbieten und ein Wärme-Mentor*innen-Programm einführen. Dabei bringen wir Expert*innen aus dem Bereich gemeinschaftliche Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien mit Menschen zusammen, die entsprechende Projekte in ihrer Gemeinde umsetzen möchten. Ein Dach-PV-Selbstbaukurs, der gemeinsam mit der Gustav-Heinemann Bildungsstätte und Boben Op durchgeführt wird, vermittelt technisches Know-How für die Installation und Befestigung und ermöglicht es, bei der Solarwende selbst mit anzupacken.

Ebenso ist ein Bildungsurlaub zum Methodentraining für Klimagruppen geplant, der in Kooperation mit der Gustav-Heinemann Bildungsstätte und dort vor Ort im Haus am Kellersee stattfinden wird. Eine Exkursionsreihe zu erfolgreichen Projektbeispielen im Bereich Wärme und Solar wird praktische Einblicke in nachhaltige Lösungen gewähren und Inspiration für zukünftige Projekte liefern. Auch unsere kleine bewirk Ausstellung wird in den nächsten zwei Jahren auf Tour gehen und in diesem Zuge bei interessierten Volkshochschulen und Kirchengemeinden in Schleswig-Holstein zu bewundern sein. In Verbindung mit auf den jeweiligen Ort zugeschnittenen Ideensessions zu unseren Schwerpunkten Energie, Mobilität, Ernährung und Konsum vor Ort möchten wir so weiterhin die vielfältigen, guten Ideen zum Nachmachen für Klima verbreiten.

Nahaufnahme der bewirk Ausstellung mit bewirk Logo und Beschreibungstext. Im Hintergrund sind ein Infotisch und Menschen zu sehen
Die bewirk Säule wird zu einer kleinen Wanderausstellung ergänzt

Dazu wird auch unsere digitale Lernwelt auf www.bewirk.sh weiter ausgebaut. In den nächsten Monaten ergänzen wir sie mit neuen Projekten, weiteren praktischen Materialien und einer Plattform zum Austausch für unsere Netzwerke. Also: Lass dich auch weiterhin inspirieren von anderen Bewirker*innen und Projekten in Schleswig-Holstein, um Klimaschutz in deiner Gemeinde oder Nachbarschaft anzugehen – gemeinsam fürs Klima.

Klimaanpassung: Ihr im Dialog mit der Bundesregierung

Bild und Logo vom Dialog Klimaanpassung

Wir leben im und mit dem Klimawandel. Mehr Hitzetage, Trockenheit, Starkregenereignisse, Überflutungen, sinkende Grundwasserstände … die Liste der Auswirkungen ist lang. Doch wie können wir uns darauf vorbereiten und an diese veränderten Bedingungen anpassen?

„Klimaanpassung bedeutet: Die Vorsorge und den Schutz gegenüber extremen Wetterereignissen zu verbessern und sich gleichzeitig auf langfristige Klimaveränderungen wie Temperatur- und Meeresspiegelanstieg vorzubereiten. Dabei sind weiterhin alle Anstrengungen zum Klimaschutz nötig, damit die Folgen des Klimawandels nicht unbeherrschbar werden.“ (Dialog KlimaAnpassung, BMUV)

Dazu möchten Bundesumweltministerium (BMUV) und Umweltbundesamt Eure Meinung hören. Zum Start der bundesweiten „Woche der Klimaanpassung“ 2023 am 18. September beginnt das Bundesumweltministerium mit dem Umweltbundesamt auch die dreiwöchige Online-Beteiligung für Bürger*innen im Rahmen des „Dialogs KlimaAnpassung“. Ihr könnt Eure persönliche Sichtweise und Ideen für eine lebenswerte Zukunft im Klimawandel in Deutschland bis zum 8. Oktober 2023 einbringen.

Gleichzeitig sind im Jugend-Dialog „DeinDialog KlimaAnpassung“ Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 25 Jahren gefragt, ihre Ideen und Wünsche zur Bewältigung der Klimakrise zu äußern und zur Diskussion zu stellen.

Die Ergebnisse der Dialogformate fließen laut BMUV „in die Erarbeitung der neuen, vorsorgenden Strategie zur Anpassung an den Klimawandel der Bundesregierung ein“. Alle Informationen zum Prozess gibt es auf der Website vom Bundesumweltministerium.  Man kann sich jetzt schon für den Newsletter und den Online-Dialog registrieren. Lasst uns den Prozess mitgestalten!

Über 120 Menschen gemeinsam fürs Klima in Rendsburg

Der 1. Tag des lokalen Klimaschutzes Schleswig-Holstein am 8. Juli 2023 war ein voller Erfolg! Über 120 Menschen kamen an dem sonnigen Samstag im Hohen Arsenal in Rendsburg zusammen, um sich Impulse für die Klima- und Energiewende vor Ort abzuholen. Aus allen Teilen des Landes waren die Teilnehmenden gekommen – von St- Peter-Ording über Schleswig, Süderbrarup bis Oldesloe und Glücksburg, politische Vertreter*innen verschiedener Parteien aus Städten sowie aus kleinen Gemeinden waren mit dabei. Rund 30 Engagierte, viele von ihnen ehrenamtlich, gaben Impulse aus ihren Projekten und teilten ihre Erfahrungen aus dem praktischen Klimaschutz vor Ort.

Vorträge und Markt der Möglichkeiten

Direkt nach der Anmeldung erwartete die Teilnehmenden ein vielfältiges Informationsangebot auf dem Markt der Möglichkeiten. BürgerEnergie Nord eG, Citizens Forests e.V., die Deutsche Gesellschaft für Ernährung SH, die Vernetzungsstelle AktivRegionen SH – Akademie für ländliche Räume mit dem Dörpsmobil, die Energie- und Klimaschutzinitiative SH (EKI) und die IB-SH, das Klimaschutzbüro des Ev.-Luth. Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde und die Verbraucherzentrale SH stellten ihre Projekte und Unterstützungsmöglichkeiten für Engagierte und Kommunen vor. Nach der Begrüßung durch Doris Lorenz von bewirk, richtete die Vizepräsidentin des Landtags Schleswig-Holstein Jette Waldinger-Theiering, motivierende Worte an die Anwesenden: „Ihr Engagement ist der Herzschlag unserer Demokratie!“.

Menschen an Stehtischen, die sich auf dem Markt der Möglichkeiten informieren
Gespräche auf dem Markt der Möglichkeiten
Jette Waldinger-Thiering sthet auf der Bühne und eröffnet die Veranstaltung
Begrüßung durch Jette Waldinger-Thiering
Dr. Erich Pick steht auf der Bühne und hält einen Vortrag zu Energiesystemen & Bürgerbeteiligung
Dr. Erich Pick zu Energiesystemen & Bürgerbeteiligung

Es folgte ein spannender Vortrag von Dr. Erich Pick, Stabstellenleiter Energiesysteme & Technologische Entwicklung bei der Green Planet Energy eG, zum Thema „Die Energiewende als systemische Aufgabe – Netzwerken für den gesellschaftlichen Fortschritt“. Dabei ging er nicht nur darauf ein, wie Energiesysteme und vor allem das Konzept des Energy Sharing funktionieren und was Energiewendedienlichkeit bedeutet, sondern stellte vor allem heraus, wie wichtig es ist, die Bürger*innen bei der Energiewende mit einzubeziehen und wie dies gelingen kann.

Zwei Sessions mit insgesamt 9  spannenden Workshops

Dann ging es in die erste Workshop-Phase, bei der fünf Workshops zu unterschiedlichen Themen parallel stattfanden. Sowohl der Themenbereich Balkonkraftwerke (mit Christian Warsch von Nebenan.Solar und Tom Janneck von der Verbraucherzentrale SH) und Bürgerenergiewende (mit Jörg Thordsen/Bürgerwind eG Janneby, Claudia Reinke,/Bürgerenergie Bille eG, Thomas Leidreiter/BürgerEnergie Nord eG) als auch der Workshop zu Organisation und Finanzierung von Nahwärme Lösungen (mit Wilm Feldt/EKI; Otto Schneider/ Wärmenetz Schülp b. Rendsburg eG, Stefan Mauel/Gemeinderat Tangstedt) waren sehr gut besucht. Auch die Workshops zu den Themen NAH.SHUTTLES (mit Anthony Arminger und Jonas Grünzner von NAH.SH) und zur „Tellerwende vor Ort“ (mit Dr. Birgit Braun vom DGE SH)  fanden großen Anklang.

Christian Warsch von Nebenan.Solar erklärt anhand vom „DIRK“ wie ein Balkonkraftwerk funktioniert
Horst Leithoff referiert über das Bündnis Bürgerenergie

Nach einer Mittagspause, in der auch das DIRK von Nebenan.Solar – ein Balkonkraftwerk auf einem Autoanhänger – und das Dörpsmobil im Hof ausgiebig bestaunt wurden, ging es weiter mit dem Programm. Horst Leithoff, Bürgerwindbeirat im Bundesverband WindEnergie und Rat des Bündnis Bürgerenergie, widmete sich in seinem Vortrag der Frage, wie Kommunen und Bürgerenergie zum „Dream-Team der Energiewende vor Ort“ werden können. Dabei stellte er ausgiebig sowohl das Bündnis Bürgerenergie wie auch verschiedene Organisationsformen.

 

Viele spannende Workshops wie hier zu erneuerbaren Energiequellen der Nahwärme

In der zweiten Workshop-Session gab es Impulse zum Thema BürgerSolarBeratung (mit Christoph Thomsen von Boben Op e.V.) und zu verschiedenen erneuerbaren Energiequellen für die Nahwärmeversorgung. Hier stellte Diana Tomsche von get2energy „Gras-Pellets“ vor, am Beispiel der Kirchengemeinde Lütau wurde die Kombination von Knickholz und solarer Wärme erläutert, Thorsten Bock von Stadtwerke SH gab Einblicke zum Thema Umgebungswärme und Eisspeicher und Dr. Reinhard Kirsch, GeoImpuls und ehemals Geologischer Landesdienst SH, referierte zu „Tiefen-Geothermie“. Außerdem waren die Workshops zu Hitzeschutz durch Begrünung (mit Axel Heineck von Citizens Forests e.V.) und „Schrittfolgen für den Klimaschutz in den Ausschüssen der Gemeinden und Städte“ mit Sonja Kindlein von GAR.SH sehr gut besucht und es wurde angeregt diskutiert.

Gemeinsamer Abschluss & wie geht’s weiter?

Zum Abschluss kamen noch einmal alle im Bürgersaal zusammen. Doris Lorenz stellte noch einmal vor, wie wir bei bewirk Projekte und Initiativen für den lokalen Klimaschutz in Schleswig-Holstein unterstützen. Ob mit einer aktivierenden Ideensession und -Werkstatt vor Ort, konkreten Praxis-Checklisten und Kontakten für Klima-Aktionen, kollegialer Beratung oder Startgeld aus unserem Aktionsfonds: Wir unterstützen Euch dabei aktiv zu werden.

Ein runder Abschluss also für eine gelungene und motivierende Veranstaltung rund um mögliche für das Klima und die lokale Energiewende. Das bewirk Team bedankt sich bei allen Engagierten, die den 1. Tag des lokalen Klimaschutzes SH mit ihren Impulsen so interessant und spannend gemacht haben.

Klimafreundliche Mobilität gemeinsam voranbringen

Gruppenbild Netzwerktreffen Mobilität mit Fahrrädern und einem Lastenrad

Schon bei der Anreise nach Malente zeigte sich, worum es gehen soll: Alle Teilnehmenden und die Impulsgebenden reisten mit dem Rad, Bus und Bahn oder E-CarSharing-Autos an. Rund 15 Menschen aus verschiedenen Mobilitätsinitiativen trafen sich am 23. und 24. Juni in der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte am Kellersee in Bad Malente. Aus ganz unterschiedlichen Bereichen, von Förderung des Fuß- und Radverkehrs über freie Lastenräder bis hin zu E-CarSharing auf dem Dorf, gab es viele Erfahrungen zu berichten und Austausch über erfolgreiche Projekte, Herausforderungen und Unterstützungsmöglichkeiten.

Vertreten waren Initiativen aus ganz Schleswig-Holstein: „Clever Unterwegs“ von BobenOp e.V. aus Hürup und den ZehnZebras aus Steinbergkirche, die Fjordbeweger aus Flensburg und das freie Lastenrad von Zero Waste Itzehoe e.V., das Dörpsmobil Gettorf, die AG Mobilität der Klimagruppe Flintbek.

Bei besten Wetter bot auch das Programm viel Zeit für den persönlichen Austausch und vielfältige Impulse rund um die Themen „Mobilität ohne eigenes Auto voranbringen – aber wie?“ z.B. von den Mobilitätsmentoren SH, Impulse zu Bike & Ride Stationen von Nah.SH und zu Mitfahrbänken, sowie einen Workshop zu der Frage, wie man klimafreundliche Mobilität im Ortkommunzieren kann, ohne dass Fronten entstehen.

Insgesamt ein kleines aber feines Auftakttreffen, aus dem gemeinsame Pläne und Ideen für weitere Netzwerktreffen entstanden sind. Ihr möchtet mit eurer Mobilitätsinitiative oder -Idee dabei sein? Interessierte können sich gerne jederzeit unter bewirk@boell-sh.de bei uns melden, wir nehmen euch dann gern in die Kommunikation rund um das Netzwerk auf.

Außerdem geht es im September weiter mit dem nächsten Netzwerktreffen! Am 1. und 2. September laden wir bürgerschaftliche Initiativen für klimafreundliche Ernährung/Konsum und biologischen Klimaschutz nach Bad Malente ein. Inklusive viel Zeit zum Netzwerken sowie spannende Impulse von Expert*innen. Jetzt anmelden!

 

 

 

Mobilität auf dem Land – Von Dörps zu Dörps

Habt ihr euch schon einmal Gedanken gemacht, wie das ältere Paar von nebenan bei euch im Dorf ohne Auto zum Supermarkt, zum Arzt oder zum nächsten Bingo Abend in der Kneipe im Nachbarort kommt? Oder ist euch bereits eine in bunten Farben bemalte Bank mitten auf dem Land mit einem Bushaltestellenschild aufgefallen? Was würde wohl passieren, wenn ihr auf dieser Platz nehmen würden? Hier gibt es Antworten auf all diese Fragen.

Wie kann man Nachhaltigkeit und Mobilität in einem Bundesland wie Schleswig-Holstein zusammenbringen, in dem auf dem ländlichen Raum öffentliche Verkehrsmittel häufig (noch) nicht flächendeckend bereitgestellt werden? Fakt ist, dass der Verkehrssektor in Schleswig-Holstein neben der Landwirtschaft und dem Wärmesektor zu den drei größten Emittenten des Landes gehört. Fakt ist auch, dass die ländlichen Regionen immer noch nicht ausreichend an den Nah- und Fernverkehr angeschlossen sind und das Auto weiterhin ein essenzielles Fortbewegungsmittel für viele Bewohner*innen „auf dem Dorf“ bleibt.

Das Dörpsmobil

In Schleswig-Holstein helfen lokale und überregionale Projekte mit, die Mobilitätswende unter sozialen Aspekten voranzutreiben. Einer dieser Projekte ist das sogenannte „Dörpsmobil“, mit dem das Carsharing in ländlichen Regionen fruchtbar gemacht wird und von den Bürger*innen ins Leben gerufen wurde, um gemeinsam den Klimaschutz voranzutreiben. Die Flotte der Dörpsmobile umfasst über 30 Fahrzeuge, die in ganz Schleswig-Holstein verteilt sind und mit Elektrostrom angetrieben werden.

Näheres dazu unter: https://www.doerpsmobil-sh.de/

Quelle: Dörpsmobil SH

Die Mitfahrbank

Ein weiteres, noch etwas unbekannteres Projekt, sind die sogenannten „Mitfahrbänke“, die in ganz Europa schon zum Einsatz kommen und in Schleswig-Holstein im Raum Rendsburg – Kiel – Plön zu finden sind. Ziel der Mitfahrbänke ist es, soziale und ökologische Werte in die Gesellschaft zu integrieren. Die Mitfahrbank folgt einem ähnlichen Konzept wie die Dörpsmobile: Wer noch einen Platz in seinem Auto frei hat, wird dazu angehalten, eine Mitfahrbank anzufahren und dort Personen zu einem bestimmten Zielort oder in eine Richtung mitzunehmen. Eine gemeinsame Autofahrt stärkt dabei nicht nur das soziale Miteinander, sondern führt auch dazu, dass Emissionen im Zeichen des Klimaschutzes eingespart werden können. Außerdem können so auch ohne eigenes Auto Wege bis zur nächsten Haltestelle zurückgelegt werden.

Quelle: Mobilität auf dem Land: Mitfahrbänke als Ergänzung zum ÖPNV – WELT

Bei unserer bewirk Podcast-Reihe gibt es bereits eine Folge zu Mitfahrbänken: Mitfahrbank – www.BobenOp.de Hört doch gerne mal rein: https://bewirk.sh/podcast/

Weitere Informationen unter: Mitfahrbänke: Der Test in Schleswig-Holstein · Dlf Nova (deutschlandfunknova.de) & Mitfahrbänke | KielRegion

Mobilitätsmentoren Schleswig-Holstein – Die Verkehrswende findet auch auf dem Dorf statt!

Logo Mobilitätsmentoren

„Mobilitätsmentoren Schleswig-Holstein“ ist ein kostenloses Beratungsprojekt für Menschen in Gemeinden mit bis zu 5.000 Einwohnenden, die in ihrem Dorf die Verkehrswende voranbringen wollen. Das Projekt wird vom ADFC Schleswig-Holstein in Kooperation mit dem ökologischen Verkehrsclub VCD durchgeführt. Beraten werden Einzelpersonen, Aktive aus Sportvereinen, Heimatvereinen, Feuerwehr, … –  kurzum Menschen die in ihrem Dorf etwas Positives auf die Beine stellen wollen.

Dauert die Verkehrswende auf dem Dorf wirklich so lange?

Der Bus fährt zu selten, der nächste Bahnhof ist weit, die Radwege müssten ausgebaut werden. Die Herausforderungen der Verkehrswende auf dem Land sind bekannt. Leider passieren die notwendigen Veränderungen nicht über Nacht. Doch es gibt trotzdem viele Verbesserungen, die schneller umgesetzt werden können, insbesondere wenn sie engagierte Menschen vor Ort der Sache annehmen.

Von der Idee zur Umsetzung 

Am Anfang ist es meist eine Idee, „man müsste mal…“. Hier kommt das Projekt Mobilitätsmentoren ins Spiel. Gemeinsam mit engagierten Bürger*innen werden Ideen zu konkreten Projekten weiterentwickelt. Im weiteren Verlauf findet Beratung zu Fragen der Umsetzung, Finanzierung und Förderung statt.

Zu welchen Projekten findet Beratung statt?

Im Vordergrund stehen die Idee und der Bedarf, der bei interessierten Menschen vor Ort. Dabei bleibt eine realistische Umsetzungsperspektive stets im Blick. Denn nur umsetzbare Projekte motivieren weiter zu machen.

Mögliche Projektvorschläge:

•    Fahrradbügel für Gemeinde, Verein, Schule
•    Bessere Nahversorgung durch Dorfbox, Markttreff
•    Laufgemeinschaft und weitere Maßnahmen zur Schulwegsicherheit
•    Lastenradbeschaffung für Vereins- oder Gemeindeeinrichtung
•    Self-Service-Station für Fahrräder
•    Maßnahmen zur Attraktivierung des Ortskerns
•    Straßenfeste, Wettbewerbe, Kampagnen für nachhaltige Mobilität
•    Bürgerbus und Carsharing
•    und vieles mehr

Alle weiteren Informationen und eine sich stetig erweiternde Sammlung von Projektideen finden Sie auf der Projekthomepage unter mobilitaetsmentoren-sh.de

Sollten Sie Fragen zum Projekt haben oder sollten Ihnen Personen oder Gruppen bekannt sein, die von einer Beratung profitieren könnten, wenden Sie sich gern an Frederik Meißner (frederik.meissner@mobilitaetsmentoren-sh.de).

Gerne weist das Team im Rahmen der Beratung auf Projekte aus Ihren Organisationen hin – geben Sie gerne einen Hinweis.

 

Vorträge mit NAH.SH: Bike+Ride und Bahnhofsumfelder aufwerten

Aktuell bietet der ADFC Schleswig-Holstein in Kooperation mit NAH.SH zwei Informationsveranstaltungen rund um die Planungs- und Fördermöglichkeiten für ein attraktives Bahnhofsumfeld mit hochwertigen Radabstellanlagen.
Die Veranstaltungen sind inhaltlich gleich und richten sich an Bürgermeister*innen, Mitarbeiter*innen von Verwaltungen aber auch interessierte Bürger*innen, die sich in die Umgestaltung Ihres Bahnhofes einbringen wollen.
Zu Beginn der Veranstaltungen stellt das NAH.SH-Team „Bahnhöfe und Verkehrsverknüpfung“ das Förderprogramm, die Voraussetzungen und den Beratungs- und Planungsprozess vor. Im Anschluss gibt es ausreichend Zeit für Ihre Fragen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Weitere Informationen zu der Veranstaltung gibt es hier. Die Zugangsdaten für die Veranstaltungen finden Sie hier:

Dienstag, 13. Juni, 16:00-17:00 Uhr

https://us06web.zoom.us/j/84126140649?pwd=aFY3TjBna0NxSHArWXpScXgyTUQ1dz09
Meeting-ID: 841 2614 0649
Kenncode: 217391

Dienstag 20. Juni, 16:00-17:00 Uhr

https://us06web.zoom.us/j/86543642901?pwd=UFBJTDZqM3pRQ3FKN1h0QzdseDQzdz09
Meeting-ID: 865 4364 2901
Kenncode: 181599

Agroforst: Eine klimafreundliche und nachhaltige Möglichkeit für die Landwirtschaft

Was ist Agroforstwirtschaft?

Bereits heute leidet die Landwirtschaft unter den Folgen des Klimawandels. Unbeständiges Wetter sowie Extremwetterereignisse und langanhaltende Temperaturextreme sind nur einige der Auswirkungen, die für aktuelle Probleme und Zukunftsängste bei den Landwirt*innen sorgen. Agroforst kann verschiedenen Folgen des Klimawandels entgegenwirken, Hitzeschutz für Tiere und Böden bieten und sogar wirtschaftliche Vorteile bringen. Doch was ist Agroforst eigentlich?

Agroforst ist eine Landnutzungspraktik, bei der Bäume und Sträucher (teilweise auch zusammen mit landwirtschaftlichen Nutzpflanzen) auf einer Fläche angebaut werden. Die Bäume und Sträucher werden gezielt in die landwirtschaftliche Produktion integriert, um ökologische und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. So entstehen ökologische und ökonomische Wechselbeziehungen. Agroforst gibt es vor allem auf Flächen mit Ackerbau und Lebensmittelanbau oder auf Tier-/Viehhaltungsflächen.

Agroforst, Klimaschutz und Schutz vor dem Klima:

Agroforstsysteme sind ökonomisch rentabel und können zu einer nachhaltigen Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion beitragen. Es entstehen somit Vorteile für Landwirtschaft und Umwelt.

Bäume in Agroforstsystemen binden Kohlenstoff aus der Atmosphäre und speichern ihn im Boden und in der Biomasse. Agroforstsysteme können ebenfalls dazu beitragen, den Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre zu reduzieren und somit den Klimawandel zu verlangsamen. Humus speichert dabei nicht nur Co2, sondern ist auch ein Nährstoffspeicher für Pflanzen, eine Nahrungsquelle für die Bodenfauna und Mikroorganismen und dient als Wasserspeicher. Außerdem bieten Bäume Schatten für Tiere und können selbst der Obst- und Holzernte dienen. Mit der neu gewonnen Ernte kann auch die Auswahl regionaler Produkte vielfältiger werden, wodurch Agroforst auch der Gemeinschaft ermöglicht, sich klimafreundlicher zu ernähren und regionale Produkte zu kaufen.

Neben der Förderung von der Biodiversität und der Verbesserung des (Mikro-)Klimas schützen die Bäume und Sträucher vor dem Klimawandel. Sie verhindern die immer häufiger auftretende Winderosion auf dem Feld und schützend vor Trockenheit und Starkregen sowie vor Bodenerosion.

Klimaschutz versus Naturschutz: Zwei unterschiedliche Themen, deren Zusammenspiel von großer Bedeutung ist

Die Begriffe Klimaschutz und Naturschutz oder auch Umweltschutz fallen im alltäglichen Leben immer öfter und werden oft miteinander gleichgesetzt. Unsere Initiative bewirk – Gemeinsam fürs Klima aktiviert die Bürger*innen in Schleswig-Holstein den lokalen Klimaschutz in ihrer eigenen Gemeinde anzugehen und klimaschützende Projekte zu unterstützen und zu vernetzen.

Doch was genau sind die Unterschiede von Klimaschutz und Naturschutz?

Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan und Stickoxide tragen zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Der Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf die Umwelt, einschließlich des Anstiegs des Meeresspiegels, der Versauerung der Ozeane, der Zunahme extremer Wetterereignisse und der Veränderung von Ökosystemen.

Klimaschutz bezieht sich auf Maßnahmen, die der Reduzierung der menschengemachten Treibhausgasemissionen dienen und damit der globalen Erderwärmung entgegenwirken. Diese Maßnahmen betreffen verschiedenste Bereiche unserer Gesellschaft, wie erneuerbare Energien und die Steigerung ihrer Energieeffizienz, klimafreundlicher Mobilität, Ernährung und Konsum. Auch die Erhaltung von Kohlenstoffsenken wie Wäldern, die Wiedervernässung von Mooren und die Förderung nachhaltiger Landnutzungspraktiken sind wichtige klimaschützende Maßnahmen. In unserer Schule kannst noch mehr zu diesen Schwerpunkten lesen und dich über starke Klimaschutzprojekte informieren.

Naturschutz bezieht sich auf den Schutz der natürlichen Umwelt, einschließlich der Biodiversität, der Ökosysteme und der natürlichen Ressourcen. Naturschutzmaßnahmen umfassen den Schutz von Arten, Lebensräumen und Ökosystemen sowie die Erhaltung der genetischen Vielfalt und die Wiederherstellung von geschädigten Ökosystemen.

Zu den wichtigsten Maßnahmen von Naturschützer*innen zählen die Schaffung von Schutzgebieten, die Erhaltung von Lebensräumen, die Wiederherstellung von Ökosystemen, die Bekämpfung invasiver Arten und die Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken.

Eine wichtige Motivation für den Naturschutz ist der Schutz der Biodiversität. Biodiversität bezieht sich auf die Vielfalt der Arten, Lebensräume und Ökosysteme auf der Erde. Die Biodiversität ist wichtig für die Erhaltung der ökologischen Prozesse, die für das Überleben von Arten und Ökosystemen erforderlich sind. Der Verlust von Biodiversität hat weitreichende negative Auswirkungen auf die Umwelt, einschließlich des Verlusts von Ökosystemdienstleistungen wie der Regulierung des Klimas.

Und hier liegt auch die Schnittstelle von Klimaschutz und Naturschutz. Zum einen ist der Naturschutz relevant für die Ökosystemleistungen, welche von großer Bedeutung für unser Klima sind und eine klimaschützende Wirkung haben. Zum anderen bewirken die Klimaveränderungen, dass viele Ökosysteme aus dem Gleichgewicht gebracht werden, wodurch unsere so wichtige Biodiversität leidet und es zu einem Verlust von Tier und Pflanzenarten kommt. So ist der Klimaschutz ein wichtiges Instrument zum Schutz der Natur und gleichzeitig ist der Naturschutz eine wichtige Bereicherung für den Kampf gegen den Klimawandel. Hier findest du noch weitere Informationen über die positive Wechselwirkung von Klima- und Naturschutz (WWF Österreich).

Großes Interesse an Balkonkraftwerken in Reinfeld

Text & Bilder von Geer Karnick –

Über 50 Bürger*innen löcherten die Referierenden mit Fragen

Die Grünen in Reinfeld hatten am 21. März zu einer Informationsveranstaltung über Balkonkraftwerke in die Mensa der KGS geladen. Über 50 Bürger*innen wollten von den Referierenden von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein und der Klimaschutzinitiative bewirk.sh alles über die Technik, Installation, Wirtschaftlichkeit und Förderung von sog. Balkon- oder Steckersolaranlagen wissen.

Nach einer Einführung von Geert Karnick von den Reinfelder Grünen, der selber eine Balkonsolaranlage betreibt, hat Tom Janneck von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein Technik, Installation und Wirtschaftlichkeit der Stecker-Solaranlagen vorgestellt. Dabei hat sich schnell herausgestellt, dass bei vielen Bürger*innen noch offene Fragen die Anschaffung so einer Anlage verhindern, was im Sinne des Klimaschutzes und der Entlastung von hohen Stromkosten schade ist.

Dabei ging es sowohl um technische Fragen wie die Steckerform (Wieland oder Schuko) oder an welcher Phase der erzeugte Strom genutzt wird als auch um die Wirtschaftlichkeit, die maßgeblich von den Anschaffungskosten, dem Stromertrag und der Förderung beeinflusst wird. Zu diesen Fragen konnte Tom Janneck qualifizierte Antworten geben, zu kleineren offenen Detailfragen werden die Antworten nachgereicht.

Im zweiten Teil der Veranstaltung hat Felicia Hofstätter von bewirk.sh die mögliche Zusammenarbeit von Bürger*innen beleuchtet, die sich vom gegenseitigen Erfahrungsaustauch in Form von Energiestammtischen über Nachbarschaftshilfe bei der Installation der Anlagen bis hin zu einer selbsorganisierten Bürgerenergieberatung erstrecken kann.

Die Klimaschutzinitative bewirk.sh, die u.a. von den parteinahen Stiftungen der Grünen, der SPD und der CDU getragen wird, kann bei diesen und anderen Kooperationformen durch Know how, Beratung aber auch finanziell unterstützen.

Eine ganze Reihe von Teilnehmenden haben sich am Ende in einer Kontaktliste eingetragen, um zukünftig in einem Energiestammtisch ihre Erfahrungen und Informationen zu teilen und von denen anderer Teilnehmenden zu profitieren. Am Ende der Veranstaltung knüpften viele Bürger*innen in kleinen Gesprächsgruppen erste Kontakte und tauschten ihre Erfahrungen aus.

Die Grünen werden nach Ostern zu einem ersten Energiestammtisch einladen, der ausdrücklich parteioffen angelegt ist.

Den ganzen Artikel, weitere Bilder und hilfreiche Links, die von den Vortragenden zur Verfügung gestellt worden gibt es hier.

Bewerbt Euch auf unseren Aktionsfonds: Step by Step Anleitung

Ihr seid eine Klimagruppe, die sich gerade neu gründet? Oder möchtet Ihr eine Klimaschutz-Aktion vor bei Euch vor Ort durchführen? Unsere Initiative „bewirk – Gemeinsam fürs Klima“ möchte nicht nur Euer Engagement für den lokalen Klimaschutz stärken und euch bei verschiedenen Projekten unterstützen, beraten und vernetzen. Wir bieten Euch auch finanzielle Starthilfe mit unserem Aktionsfonds!

Doch wie könnt ihr bis zu 1000€ Startgeld beantragen?

Wir erklären Step by Step, wie es geht:

1. Ihr checkt, ob ihr alle Voraussetzungen erfüllt (siehe unten) und wisst, wofür ihr das Geld benötigt

(Wir fördern Honorare und Sachmittel, wie zum Beispiel Materialien, Miete für Veranstaltungen, Druckkosten, Fachreferent*innen.)

2. Füllt das Formular aus, damit wir einige wichtige Informationen über euch haben

(Das Bewerbungsformular findet ihr hier zum Download)

3. Filmt ein etwa 1-minütiges Video zu eurer Aktionsidee

(Ein einfaches Handyvideo reicht aus!)

4. Schickt das ausgefüllte Formular und das Video per E-Mail an bewirk@boell-sh.de, mit dem Betreff „Aktionsfonds“

(Zu beachten: Das Video bitte nicht als Datei im Anhang senden, sondern als Link über Wetransfer)

 

Euer Video

In eurem 1-minütigen Video könnt ihr kreativ werden, müsst ihr aber nicht. Hier sind ein paar einfache Ideen und Leitfragen für Euer Kurzvideo:

  • Erklärt, was ihr in eurem Projekt macht bzw. was eure Klimaschutz-Aktion ist. Entweder stellt sich jemand von euch dafür vor die Kamera oder ihr zeigt in Bildern worum es geht und sprecht „aus dem Off“.
  • Erzählt, wobei wir euch unterstützen sollen.
  • Ihr könnt euch vorstellen und eure Rolle in dem Projekt erklären.
  • Ihr könnt Treffen oder andere Aktionen von eurem eigenen Projekt filmen.

Das Video kann sehr einfach gehalten werden und ihr müsst euch nicht mit Videoschnittprogrammen auskennen. Es reicht ein einfaches Video mit der Handy-Kamera.

Hier könnt ihr ein Beispiel Bewerbungsvideo, der BürgerSolarBeratung Henstedt-Ulzburg sehen. Sie haben das Startgeld für die Schulung der ehrenamtlichen Berater*innen genutzt.

Bewerbungsvideo BürgerSolarBeratung Henstedt-Ulzburg

Welche Voraussetzungen müsst Ihr erfüllen?

Eure Aktion muss ein Beitrag zum (lokalen) Klimaschutz sein (nicht ausschließlich zum Natur- oder Umweltschutz).

Das Ergebnis der Aktion sollte dem Gemeinwohl dienen und öffentlich zugänglich sein (keine privaten Zwecke).

Eure Aktion muss von einer Gruppe von mindestens 3 Personen durchgeführt werden, da wir neu entstehende Gruppen oder schon bestehende Klimagruppen unterstützen.

Eure Aktion muss innerhalb von 6 bis 12 Monaten umgesetzt werden.

Ihr kommt aus Schleswig-Holstein und wart mit uns schon einmal in Kontakt und habt mit uns eine Veranstaltung durchgeführt bzw. werdet noch eine durchführen.

Alle Informationen, Details zur Bewerbung und den Voraussetzungen und die Dokumente zum Download findet ihr unter www.bewirk.sh/werkstatt/aktionsfonds/

Wir bieten euch nicht nur das Startgeld, sondern auch an ein Teil unseres bewirk-Netzwerks zu werden. Wir veranstalten Netzwerktreffen, bei denen ihr euch austauschen und kollegial beraten könnt. Wir machen Euer Projekt außerdem sichtbar auf unserer Website, über unseren Newsletter und Social Media-Kanäle oder in unserer neuen Videoreihe.

 

Ein Solar-Netzwerk für Schleswig-Holstein entsteht

Unser erstes Netzwerktreffen am 17. und 18. Februar war ein voller Erfolg! 22 engagierte Menschen aus 11 verschiedenen Bürger*innen-Solar-Initiativen aus SH und Hamburg waren mit dabei in der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte in Malente. Auch wenn sich die Sonne draußen am Kellersee nicht viel blicken ließ an diesem Wochenende, wurde drinnen umso intensiver genetztwerkt und gemeinsame Pläne für die Zukunft geschmiedet. Bei einem vielfältigen Programm gab es viel Möglichkeit zum Kennenlernen, Wissensaustausch, für gegenseitige Unterstützung und natürlich Zeit zum Klönen.

Eine große Gruppe von Menschen sitzt im Kreis und diskutiert.

Vielfältige Initiativen waren mit dabei. Einige BürgerSolarBeratungen wie z.B. von BobenOp e.V. aus Hürup, aus Henstedt-Ulzburg und Quarnbek. Zum Thema Balkonkraftwerke (und Selbstbau) tauschten sich die SolarINI Lauenburg, SoliSolar Hamburg, People For Future Kiel und Interessierte aus Ahrensburg aus. Auch das Thema Bürgerenergie-Genossenschaft fand Anklang: Die BürgerEnergie Bille eG, gegründet von Nachbar*innen aus Reinbek, Wentorf und Wohltorf, berichtete aus ihrer alltäglichen Arbeit und vernetzte sich mit Interessierten der IG Energie für Norderbrarup und des Energiestammtisches Struvenhütten. Einige weitere Interessierte und Engagierte aus Ammersbek, Ahrensburg, Schleswig und Flensburg waren auch mit dabei. Vielen Dank für euer inspirierendes Engagement!

Gruppenbild des Netzwerktreffen für Solarinitiativen im Februar 2023

Auch die Ergebnisse können sich sehen lassen: Für die Themengruppen Balkonkraftwerke, Bürgerenergie-Genossenschaften & Bürgersolar und BürgerSolarBeratungen soll es zukünftig regelmäßige quartalsweise online Treffen geben. Außerdem wird ein Verteiler und eine gemeinsame Arbeitsplattform eingerichtet. Gemeinsam werden auch Webinare organisiert, konkret z.B. zu den Themen Versicherungsschutz und Mieterrechte zu Balkon PV und Geschäftsmodell eG und Selbstvermarktung. Außerdem wurde ein Video-Tutorial zu Schulungen zu BürgerSolarBerater*innen und dem Beratungsgespräch angestoßen. Auf der bewirk Website sollen in Zukunft alle Initiativen des Netzwerks sichtbar gemacht werden.

Jörg von der BürgerSolarBeratung Quarnbek visualisiert den aktuellen Stand seines Projekts

Viele tolle Ergebnisse und vielversprechende gemeinsame Pläne also für das neue bürgerschaftliche Solar-Netzwerk. Ihr möchtet mit dabei sein? Interessierte können sich gerne jederzeit unter bewirk@boell-sh.de bei uns melden, wir nehmen euch dann gern in die Kommunikation rund um das Netzwerk auf.

Außerdem geht es im März schon weiter mit dem nächsten Netzwerktreffen! Am 10. und 11. März laden wir bürgerschaftliche Initiativen für gemeinschaftliche erneuerbare Wärmeversorgung nach Bad Malente ein. Inklusive viel Zeit zum Netzwerken sowie spannende Impulse von Expert*innen zu den Themen tragfähige und genossenschaftliche Organisationsstrukturen für die Wärmeversorgung, Geothermie und weitere klimafreundliche Energiequellen in SH. Jetzt anmelden! Alle Infos zum Programm und der Anmeldung gibt es hier.

Mini-Photovoltaik, große Power in Schleswig-Holstein

Piktogramm SonneWie komme ich als Mieter*in an Solarstrom? Die Antwort heißt Balkon Photovoltaik (PV) oder auch Steckersolarmodule. Man braucht kein Hausdach, sondern nur einen geeigneten Balkon oder eine entsprechende Hauswand. Auch die Installation auf einer Terrasse, einem Carport oder in einem Garten ist möglich. Mini-PV ist beliebt und wird aktuell aktiv gefördert. Wir haben euch hier Wissenswertes und aktuelle Initiativen und Informationen aus der Region rund um Balkonkraftwerke zusammengestellt.

Balkonkraftwerk – was und wie viel?

Was genau ist ein Balkonkraftwerk eigentlich? Auch Mini-Energieerzeugungsanlagen genannt, handelt es sich bei einem Balkonkraftwerk um eine oder maximal zwei Solarpanelen, die an der Hausaußenwand oder Balkonen angebracht werden können, sowie einem passenden Wechselrichter. Wechselrichter wandeln den erzeugten Solarstrom von Gleichstrom in Wechselstrom um und machen ihn so kompatibel für das Hausnetz und das öffentliche Netz. Die sogenannte Wechselrichter-Leistung darf dabei 600 Watt nicht überschreiten.

Die für Balkonkraftwerke verwendeten PV-Module sind dieselben, die auch für große Anlagen genutzt werden. Aktuell haben sie eine Leistung von bis zu 410 Watt. Für Balkonkraftwerke sind Module ab 320 Watt gut nutzbar, auch um die Maximalleistung auszunutzen. Aktuell werden für Balkonkraftwerke oft Module um die 375 Watt verkauft.  Mit einem solchen Modul lassen sich je nach Ausrichtung circa bis zu 340 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Der durchschnittliche Stromverbrauch von zwei Personen in einer Wohnung liegt zwischen rund 2.000 bis 2.500 Kilowattstunden im Jahr. Die Grundlast, also die Belastung des Stromnetzes, die während eines Tages nicht unterschritten wird, einer kleinen bis mittleren Wohnung liegt zwischen 40 und 350 Watt. Diese lässt sich mit einem Balkonkraftwerk in der Regel realistisch abdecken. So sind zum Beispiel alle Stand-By-Verbräuche von Elektrogeräten abgedeckt.

Voraussetzungen für den Solarstrom vom eigenen Modul

Einige technische und organisatorische Voraussetzungen müssen für den Anschluss einer solchen Anlage an das eigene Stromnetz erfüllt sein. Aktuell wird ein Zweirichtungszähler benötigt, gegebenenfalls muss also der Stromzähler ausgewechselt werden. Notwendig für den Anschluss ist ein extra abgesicherter Stromkreis oder ein Stromkreis, an dem keine weiteren großen Verbrauer hängen und ggf. eine entsprechende Änderung der Sicherung. Das Stecker-PV-Modul kann dann mit einem normalen Schutzkontaktstecker (Schuko-Stecker) an die Steckdose angeschlossen werden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Erklärvideo Umweltinstitut München: So einfach ist es, ein Balkon-Solarmodul in Betrieb zu nehmen

Viele Netzbetreiber verlangen zudem einen zugelassenen Spezialstecker für oder mit entsprechender Spezial-Steckdose sowie einen Wechselrichter (Stichwort Wielandstecker). Aktuell wird von Fachverbänden jedoch auch der Anschluss mit einem normalen Stecker diskutiert und eine Norm des VDEs erarbeitet. (Siehe Rechtliches). Wenn man selbst keine Erfahrung mit Elektro-Installation hat, empfiehlt sich die Installation durch eine*n Elektriker*in.

Es gibt viele kreative Möglichkeiten Steckersolarmodule anzubringen: Auf dem Schrägdach, Flachdach, Terrasse, im Garten auf einem Gestell, ggf. auch noch bewegbar, um es zur Sonne auszurichten, als Solartisch, auf dem Gartenhaus, Carport … Wichtig bei allen Installationen ist die Befestigung. Gestelle und Befestigungen müssen gegen die Windlast gesichert sein. Auf Flachdächern werden zum Beispiel Gestelle genutzt, die mit Gehwegplatten gesichert sind. So können sie nicht wegfliegen aber die Dachhaut bleibt bei der Befestigung unbeschädigt.

Die Mini-PV-Anlage muss beim Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur angemeldet werden (DKE, 2023).

Rechtliche Fragen

Die Anmeldung beim Netzbetreiber und der BNA ist zwingend notwendig. Der*die Vermieter*in sollte über die Installation informiert werden und damit einverstanden sein. Spannend dabei ist, dass laut einem Gerichtsurteil von 2021 die Einwilligung des Vermietenden vonnöten ist, aber auch nicht untersagt werden darf (Amtsgericht Stuttgart 30.03.2021, Aktenzeichen 37 C 2283/20). Solang die Anlage baurechtlich zulässig, optisch nicht störend, leicht rückbaubar, fachmännisch ohne Verschlechterung der Mietsache installiert ist und natürlich keine erhöhte Brandgefahr oder sonstige Gefahr von ihr ausgeht, muss der*die Vermieter*in die Anlage akzeptieren oder dulden. Auch eine Deklarierung von PV-Modulen als Sichtschutz für die Mieter*innen wäre möglich.

Der VDE setzt sich für eine Vereinfachung der Anmeldung und Nutzung von Mini-PV-Anlagen ein (Positionspapier VDE, Januar 2023). VDE und der Chef der Bundesnetzagentur haben sich inzugedessen für den Anschluss mit einem normalen Stecker ausgesprochen. In der aktuell gültigen VDE VorNorm (DIN VDE V 0628-1) ist noch ein Wieland-Stecker vorgeschrieben.  Bei dem Thema Balkonkraftwerke ist aktuell viel in Bewegung und die Erstellung der endgültigen VDE Norm bleibt abzuwarten.

Auch der Gemeinde sind hier die Hände gebunden. Gemäß EU-Energie-Richtlinie im Rahmen des Green Deals, sind Stecker-Solarmodule bis 600W frei von jeglicher Genehmigung, Anmeldung, oder sonstige Bestimmungen auf dieser Ebene. Uns sind einige Fälle aus der Region bekannt, in denen Balkonkraftwerke mittels Bebauungsplanes untersagt werden sollten. Die Gemeinde kann jedoch die Anbringung von Mini-PV-Anlagen nicht grundsätzlich verbieten oder per Gestaltungssatzung nicht zulassen. Selbst für die als UNESCO Weltkulturerbe geschützte Innenstadt von Lübeck wurde nach Rücksprache mit dem entsprechenden Büro im Kanzleramt eine Freigabe für Mini-PV-Anlagen erteilt. Natürlich nicht in den schönen denkmalgeschützten Altstadtstraßen selbst sondern zum Beispiel für nicht einsehbare Innenhöfe, wo laut BürgerEnergie Lübeck inzwischen viele Anlagen angebracht sind.

Kostenpunkt?

Die Kosten für eine neue Mini-PV-Anlage betragen inklusive der notwenige Teile circa 700 bis 1.000 Euro. Durch die Erlassung der Mehrwertsteuer sind die Anlagen insgesamt im Preis gesunken. Auch Sammelbestellungen können den Preis reduzieren. Einige Netzbetreiber bestehen auf die Installation und Abnahme der Anlage durch eine*n Fachelektriker*in. Auch der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE) empfiehlt die Anbringung durch eine Fachkraft. Dabei und für die jeweilige Befestigung können zusätzliche Kosten entstehen.

Am 16. Januar 2023 startete das neue Förderprogramm „Klimaschutz für Bürgerinnen und Bürger“ des Landes Schleswig-Holstein. Im Rahmen dieses Programms sind auch Förderungen für Mini-PV-Anlagen von bis zu 200 Euro möglich. Aktuell verlangen die Förderbedingungen noch den „Wielandstecker“. Möglicherweise ändert sich dies aber für die nächsten Förderzeitfenster. Informationen und Antragsstellung sind auf dem Serviceportal des Landes Schleswig-Holstein verfügbar. Die Beantragung ist wieder möglich ab dem 31. März 2023. Einen Überblick über weitere Fördermöglichkeiten gibt es hier.

Balkon-PV gemeinsam voranbringen

Das alles muss man nicht allein schaffen. Es gibt viele Möglichkeiten, den Ausbau von Balkonkraftwerken in der eigenen Gemeinde gemeinschaftlich voranzutreiben und sich gegenseitig zu helfen. Beispiele sind Selbstbaugemeinschaften, zum Beispiel wie die Initiative SoLocal Energy e.V. in Kassel. Hier werden Bauteile und Werkzeuge solidarisch eingekauft und die Mitglieder helfen sich und anderen gegenseitig große und kleine Solaranlagen zu installieren. Ein genossenschaftlicher und solidarischer Einkauf mit größeren Sammelbestellungen macht Balkonkraftwerke und damit Sonnenstrom für mehr Menschen erschwinglich.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Wir haben in unserem „Bewirk Was“ Podcast mit Kerstin von SoLocal Energy e.V. ausführlich über die Solar Selbstbaugemeinschaft gesprochen.

Auch in Schleswig-Holstein engagieren sich viele Bürger*innen für die (Mini) Solarwende. Zum Beispiel hat sich in Basedow die SolarINI Lauenburg gegründet, die ehrenamtlich SolarInfo-Veranstaltungen organisiert und zu allem rund um Solarenergie (Elektroauto, PV-Anlage, Batteriepeicher, Balkon PV) berät (Hier geht’s zum Blog-Artikel). Gemeinsam mit dem Verein SoliSolar aus Hamburg organisiert sie solidarische Sammelbestellungen für Balkonkraftwerke.

Außerdem setzen sich die beiden Initiativen aktuell mit Möglichkeiten zur Weiternutzung von gebrauchten Solarpanelen auseinander. Das ist als Recycling nicht nur gut (bzw. noch besser) für die Umwelt, sondern macht Balkonkraftwerke auch deutlich erschwinglicher für viele Menschen. Weitere Initiativen gründen sich gerade auch in Kiel, Bad Segeberg und Ahrensburg.

Also los geht’s: Jetzt die Energiewende von unten starten – oder eben vom Balkon aus!

Übrigens: Dieses Jahr organisieren wir für Euch vier landesweite Netzwerktreffen, damit Ihr Euch als Aktive untereinander über Eure Erfahrungen austauschen könnt, Euch gegenseitig Rückhalt gebt und wir gemeinsam erarbeiten, welche Aktivitäten wir landesweit aufstellen sollten, um Euch vor Ort besser unterstützen zu können. Los geht’s am 17. und 18. Februar mit dem Netzwerktreffen für Solarinitiativen. Details, Infos zur Anmeldung und weitere Termine findet ihr hier.

Unsere Klönschnacks – Informieren, vernetzen, umsetzen

Logo mit Sonne, Sprech- und Gedankenblase, Text: bewirk Community Klönschnack Am 10.01.2023, starteten wir frisch ins neue Jahr wieder mit unserem Community-Klönschnack. Dieses Mal mit vielen Ideen und Projekten zum Nachmachen und Tipps und Tricks für die eigene Umsetzung. So konnten sich auch die rund 20 Teilnehmer*innen inspirieren lassen von den verschiedenen Projekten, sich austauschen und gegenseitig beraten.

Viele Projekte wurden vorgestellt. Die kostenlose Lastenradverleihe „Fjordbeweger“ in Flensburg oder in Itzehoe dienten als ein Beispiel, um Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Die Idee eines Leihladens zielt auf den nachhaltigen Konsum und die Möglichkeit ab, bestimmte Dinge wie Werkzeug, Geräte oder Campingausrüstung, nicht immer neu kaufen zu müssen.

Im Mittelpunkt des Austauschs des Klönschnacks stand jedoch die BürgerSolarBeratung. Hier haben wir „BobenOp“ (Klima- und Energiewende e.V.) vorgestellt sowie andere Initiativen in Henstedt-Ulzburg, Quarnbek und Flintbek. Es gab nicht nur einige Fragen, sondern auch Angebote zur kollegialen Beratung untereinander. Durch eigene Kenntnisse und Erfahrungen konnten sich die Teilnehmer*innen austauschen und auch direkt vernetzen. So wurden neue Möglichkeiten geschaffen, zusammen die bürgerliche Energiewende in Schleswig-Holstein voranzutreiben.

Doch auch Projekte im kleineren Rahmen, wie eine (Kleider-)Tauschparty bleiben bei uns nicht unbemerkt. Sie sind nicht nur leichter in der Umsetzung, sondern motivieren auch andere Neugierige sich mehr aktiv am Klimaschutz zu beteiligen.

Doch was sind unsere Klönschnacks eigentlich?

Unsere digitalen Klönschnacks finden immer am zweiten Dienstag im Monat, um 19.00 Uhr statt. Hierbei laden wir unsere Community ein, sich über ein bestimmtes Thema zu informieren und untereinander auszutauschen. Von klimafreundlicher Ernährung über bürgerliche Energiewende bis hinzu „Leihen und Tauschen statt kaufen“ ist alles dabei und wir freuen uns auch zukünftig auf spannende Themen.

In der Regel laden wir ein bis zwei Gäste ein, die entweder fachliche Expert*innen sind oder selbst schon Projekte in dem Themenbereich erfolgreich umgesetzt haben. Neben den spannenden Vorträgen und den Erfahrungen, die von ihnen geteilt werden, ist uns Euer Austausch jedoch besonders wichtig. Wir möchten einen Raum schaffen, in dem ihr euch gegenseitig von Euren Projekten oder Beispielen erzählt, Eure Ideen austauscht und euch gegenseitig beratet. Die Klönschnacks sollen euch vernetzen und ein „Miteinander“ schaffen.

Was erwartet Euch bei den nächsten Klönschnacks?

Am 14.02.2023 thematisieren wir, was wir als Bürger*innen für den Moorschutz tun können und welche Rolle dabei Wiedervernässung spielt. Moore dienen nicht nur als Lebensraum mit einer besonderen Biodiversität, sondern sind ein wichtiger Kohlenstoffspeicher, weshalb sie für den Klimaschutz von besonderer Bedeutung sind.

Leif Rättig, Berater für den biologischen Klimaschutz von der Stiftung Naturschutz und Bini Schlamann, Referentin für Agrar und Biodiversität vom BUND SH, werden im Februar bei unserem digitalen Klönschnack dabei sein und viele wichtige Fragen rund um das Thema beantworten.

Auch März haben wir schon einen neuen Termin für euch. Am 14.03.2023 widmen wir uns dem Thema Klima- und Naturschutz mit Wald, Agroforst und Co.

Auch hier gilt: Der Klönschnack ist für alle Interessierten offen, die Lust haben uns kennenzulernen und den Klimaschutz vor der Haustür anzupacken. Tauscht euch mit anderen Engagierten aus Schleswig-Holstein aus und werde aktiv für den Klimaschutz von unten. Aktuelle Informationen und die Anmeldung zu unseren Klönschnacks gibt es hier.

Wir freuen uns auf Euch!

Text von Elena Ebert

Lütau auf dem Klimapfad

Außenansicht der Kirche

Die Kirchengemeinde Lütau will klimaneutral werden! Keine ungewöhnliche Aussage in den Zeiten des Klimawandels. Das besondere an der kleinen Gemeinde im Kreis Herzogtum Lauenburg ist, dass sie beim Thema Heizen schon klimaneutral sind. Ende 2022 konnte ein großes Projekt zur autarken und klimafreundlichen Wärmeversorgung in der Kirchengemeinde erfolgreich abgeschlossen werden. Die Kirche St. Dionys und St. Jakobus erhielt eine neue Heizanlage, die nun über das neu gebaute Nahwärmenetz mit klimafreundlicher Energie versorgt wird. Solarthermie und ein Heizwerk, das mit Holz aus der eigenen Knickpflege betrieben werden soll, wärmen nun die Kirche, das Pastorat und den Gemeindekindergarten. Und das vollständig unabhängig von Fernwärme und Gaspreisen. Auch der Anschluss weiterer Gebäude wäre denkbar.

Solarthermie Anlage der Kirchengemeinde Lütau

Solarthermie-Anlage in Lütau

Durch die Umstellung der Beheizung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien wird eine Verringerung der Treibhausgasemissionen um rund 80 Prozent erwartet, konkret 32 Tonnen CO2 pro Jahr (Herzogtum Direkt, 2020).

Person vor einer Infotafel des Lütauer Klimapfades

Aber damit nicht genug: Als Teil des Projekts wurde auch der Lütauer Klimapfad installiert. Viele bunte und schön gestaltete Tafeln erklären, wie das klimafreundliche Nahwärmenetz funktioniert und warum das wichtig ist. Inklusive “Kinder-Ebene”: Der untere Teil beschreibt kinderfreundlich mit Bildern das Thema klimaneutral Heizen – und zwar direkt auf Augenhöhe der Kleinsten. So entsteht nicht nur ein vorbildliches Klimaprojekt sondern auch ein spannedes neues Bildungsangebot für Kindergärten und Schulen in der Region.  Zusätzlich wird es im Pastorat noch einen “Schulraum” geben, wo die Kleinen und ältere Schüler*innen die Wichtigkeit der Knicks für die Tierwelt und uns Menschen und die Funktion der Nahwärme kennenlernen (Gemeindebrief Lütau, Sep-Nov 2022). Aber auch alle Besucher*innen und Pilger*innen in sind in Lütau herzlich eingeladen, auf dem Klimapfad zu wandeln.

Blockheizhaus in LütauFür das neue Nahwärmenetz mit klimafreundlicher Energie aus Sonne und Biomasse wurde ein modernes Heizhaus gebaut und die Fassade ansprechend gestaltet. Der Hackschnitzel-Ofen im Heizhaus kommt dabei nur an besonders bewölkten oder kalten Tagen zum Einsatz. Sonst wird laut Michael Eggers, Vorsitzender des Kirchengemeinderates Lütau, der gesamte Warmwasser- und Heizenergiebedarf von der Solarthermie-Anlage vollständig gedeckt. Knicks sind in Schleswig-Holstein sehr verbreitete auf einem Wall wachsende Hecken und Gehölze. Sie haben eine große ökologische Bedeutung und oft eine hohe Biodiversität. Im Rahmen des Naturschutzes müssen Knicks regelmäßig (alle 10-15 Jahre) gepflegt und beschnitten, „auf den Stock gesetzt“ werden. Das daraus gewonnene Holz wird heutzutage oft entsorgt oder verbrannt. In Lütau kann das eigene Knickholz aus den Liegenschaften der Kirche und Umgebung nun energetisch verwertet werden – vor Ort und ohne lange Transportwege.

Holzhackschnitzel zur Verbrennung

Lager für Knickholz Hackschnitzel & Förderschnecke zum Ofen

Innenansicht des Heizhauses

Innenansicht des Heizhauses

In Lütau vor Ort zeigten uns Olaf Dey und Michael Eggers ihr Projekt und führten uns durch die Kirche und das Heizhaus. Die Beiden sind zwei der Hauptkoordinatoren des Projektes, Michael steht ehrenamtlich dem örtlichen Kirchengemeinderat vor. Sie berichten von viel Überzeugungsarbeit und einigen Herausforderungen aber auch viel Unterstützung aus der Gemeinde und Freude über die Fertigstellung. ”Für uns war es ein ganz toller Aufhänger, um über dieses Thema zu sprechen, weil Menschen sind ja nun einmal so: Man spricht gerne über Dinge, die man anfassen oder angucken kann”, sagt Michael Eggers. In Lütau kann man sich nun also Energie- und Wärmewende in live anschauen – für groß und klein erklärt.

Die energetische Sanierung der schönen alten und denkmalgeschützten Kirche stellte die Organisatoren und Handwerker*innen dabei vor einige Herausforderungen. Vor allem mit den hohen Anforderungen des Denkmalschutzamtes galt es einen Umgang zu finden. Auch die Verlegung des Wärmenetzes unter dem alten Friedhof war problematisch. Dieses Problem konnte gemeinsam mit Experten und dem Verfahren der Spülbohrung erfolgreich gelöst werden, ohne dass der Friedhof in irgend einer Form beschädigt wurde.

Innenraum der Kirche St. Dionys und St. Jakobus

Innenansicht der Kirche St. Dionys und St. Jakobus

Ein weiteres Problem stellte die Finanzierung des Großprojektes dar. Über 800.000 Euro mussten her, um klimafreundliches Heizen in Lütau umzusetzen. Dieses erste Projekt seiner Art wurde durch hochmotivierte Mitglieder des Kirchengemeinderates und Ehrenamtler*innen vorangetrieben. Dank ihnen und mit Unterstützung des Umweltbüros der Nordkirche wurde das Projekt als ausgewählte Maßnahme des Klimaschutzmanagements der Nordkirche mit einer höheren Förderung unterstützt. So konnten Olaf Dey und seine Mitstreiter*innen die Finanzierung des Projektes absichern. Die weiteren Kosten teilen sich die Kirchengemeinde, der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, die Nordkirche sowie die EU und das Land. Der beachtliche Eigenanteil war für die kleine Kirchengemeinde eine große Herausforderung, die vor allem auch mithilfe von Spenden der Bürger*innen gemeistert werden konnte.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Du willst mehr über das Nahwärme-Projekt in Lütau wissen? Dann hör mal rein in unseren Podcast mit Michael Eggers.

Wie geht es nun weiter in Lütau? In naher Zukunft soll noch eine Photovoltaik-Anlage aufgebaut werden, um eigenen Strom zu erzeugen und so den Weg in die Klimaneutralität der Kirchengemeinde zu vollenden. Wir finden: Ein inspirierendes Projekt in einer kleinen Kirchengemeinde mit großer Wirkung – angestoßen, erdacht, begleitet und umgesetzt von Ehrenamtlichen, die sich für Klimaneutralität in ihrer Gemeinde einsetzen. Danke für euer Engagement! Warum nicht mal überlegen, wie Eure Kirche klimafreundlicher beheizt werden könnte?

Text und Bilder: Maura Rafelt
Vielen Dank an Olaf Dey & Michael Eggers für die interessante Führung und Einblicke!

Werde Teil des bewirk Teams – Praktikant*in gesucht!

Du interessierst dich für Themen rund um Klimaschutz und möchtest Menschen motivieren etwas zu verändern? Dann werde Teil unseres Teams! Wir suchen eine/n Praktikant*in als Unterstützung für unser bewirk-Team ab Oktober 2023 (in Teilzeit/Vollzeit)

Zu unserem Projekt: 

„Bewirk – Gemeinsam fürs Klima“ aktiviert die Bürger*innen in Schleswig-Holstein Klimaschutz in der eigenen Gemeinde oder Nachbarschaft gemeinsam anzugehen. Mit einer Lernwelt und guten Beispielen zum Nachmachen gibt die Initiative Bürger*innen das nötige Werkszeug dazu an die Hand. Veranstaltungen vor Ort, aktivierende Werkstätten, kollegiale Beratung und ein landesweites Netzwerk unterstützen sie dabei, eine lokale Klima-Gruppe aufzubauen. Für bewirk haben sich sechs Bildungsträger*innen aus Schleswig-Holstein zusammengeschlossen. Die Umsetzung erfolgt durch die Heinrich-Böll-Stiftung SH. Weitere Infos zum Projekt: www.bewirk.sh

Was erwartet dich? 

Wir haben einiges vor! Von der Planung und Durchführung von Veranstaltungen vor Ort und Vernetzung von aktiven Bürger*innen bis hin zur Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit, dem Schreiben von Blogartikeln für unsere Website oder der Gestaltung der Social Media-Kanäle, kannst du dich aktiv mit einbringen.

Was solltest du mitbringen? 

  • Lust auf die Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und die Aktivierung von Bürger*innen vor Ort
  • Eigeninitiative , selbstständiges Arbeiten und Kontaktfreude
  • Die Bereitschaft, an Veranstaltungen vor Ort und an Abendveranstaltungen teilzunehmen
  • Erfahrungen mit Social-Media (Instagram & Facebook) und Spaß an der kreativen Gestaltung von Inhalten

Wie bewirbst du dich? 

Für deine Bewerbung per E-Mail reichen ein kurzes Motivationsschreiben und ein Lebenslauf.
Kontakt: bewirk@boell-sh.de

Bitte bewirb dich ohne ein Foto. Wir arbeiten daran, unsere Räume und Arbeitsbereiche diskriminierungskritisch zu gestalten. Wir begrüßen Bewerbungen von Personen unabhängig von kultureller und sozialer Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion, Weltanschauung, Behinderung oder sexueller Orientierung. Bei gleicher Qualifizierung werden wir im Bewerbungsprozess Personen bevorzugen, die strukturelle Diskriminierungserfahrungen machen. Wenn du dazu Angaben in deiner Bewerbung machen kannst, fällt uns eine Bearbeitung der Bewerbungen leichter.

 

 

Solarparty in Basedow – Solar feiern & Menschen inspirieren!

Sabine Kaufmann und Martin Merlitz machen es vor mit ihrer SolarINI Lauenburg

Holzhaus mit Sonne und Banner SolarINI Lauenburg

Beeindruckend, was sie in Ihrem malerisch an Kanal und See gelegenen Haus selbst alles umgesetzt haben. Mehrere PV-Anlagen auf Hausdach  und Carport, ein Lehmgrundofen für Wärme im gesamten Haus, viel Holzbau und eine Ladestation für das eigene E-Auto, die automatisch den Solarstrom in die Autobatterie lädt, sind da nur einige Beispiele. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen sie gerne und so kam Ihnen die Idee zur SolarINI Lauenburg und einer SolarParty.

“Nachdem wir unsere privaten Energiewende- und Klimaschutzprojekte umgesetzt haben, möchten wir unsere Erfahrungen teilen und vor Ort Menschen mit direkter Unterstützung helfen, ihre Projekte zu verwirklichen. Konkret wollen wir unter anderem Menschen beraten, ob und wie sie eine PV-Anlage auf ihr Dach bauen können. Oder ob vielleicht ein Stecker-Solargerät in Frage kommt”, sagt Sabine.

Der Solar-Info-Tag Ende Oktober bei Sabine und Martin wurde ein voller Erfolg. Bei bestem Herbstwetter besuchten rund 50 Menschen ihr Energiewende-Eigenheim und überzeugten sich selbst davon, wie viel Potential die Sonne für das eigene Zuhause hat. Dabei konnten Sabine und Martin Menschen aus der gesamten Region inspirieren. Und damit nicht genug: Eine Sammelbestellung für Steckersolargeräte für 12 Menschen wurde in die Wege geleitet. Mit Wechselrichtern, die über SoliSolar Hamburg bezogen werden, können so nun schon wenige Wochen nach der Solarparty die Anlagen verteilt werden.

So wächst das Netzwerk stetig weiter. Außerdem arbeiten die beiden gerade daran, weitere Quellen in der Region für gebrauchte aber noch funktionstüchtige PV-Module aufzutun. So werden Ressourcen geschont und PV für mehr Menschen erschwinglich. Danke an die engagierten Bewirker*innen Sabine und Martin für so viel Energie und großartiges Engagement für die Energiewende von unten!

Solar-Interessierte Menschen aus der Region Lauenburg können sich gern per Mail an info@solarini-lauenburg.de wenden. Die Website der SolarINI Lauenburg befindet sich aktuell noch im Aufbau.

 

Sharing Economy – Gemeinsam mehr teilen & weniger konsumieren

Bücherschrank

Muss ich etwas wirklich besitzen, um es zu nutzen? Um diese Frage dreht sich das Konzept der Sharing Economy. Mit diesem Ansatz teilen und tauschen Verbraucher*innen Dinge, statt sie neu zu kaufen. Das kann Geld, Platz und Ressourcen sparen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Laut einer Studie der Verbraucherzentrale im Jahr 2015, sind die Deutschen auf jeden Fall bereit zu teilen: 88 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich vorstellen können, selbst Dinge zu verleihen. Wenn auch 79 Prozent davon nur an Personen, die sie kennen (Verbraucherzentrale Bundesverband, 2015).

Gerade Werkzeuge, Geräte für den Garten und den Haushalt und Medien aber auch Autos und Fahrräder werden dabei als besonders geeignet zum Teilen angesehen. Das ergibt auch Sinn, wenn man sich überlegt, dass zum Beispiel eine handelsübliche Bohrmaschine über ihre gesamte Produktlebenszeit hinweg (circa 15 Jahre) insgesamt nur 45 Stunden genutzt wird. Also nur rund 3 Stunden pro Jahr statt den möglichen bis zu 20 Stunden (ausgehend von einer maximalen Gesamtnutzungsdauer der Geräte von bis zu 300 Stunden; Behrendt & Behr, 2000). Jetzt könnte man denken, so viel und oft muss ich halt auch einfach nicht bohren. Aber der Knackpunkt liegt hier woanders: Wer könnte die Bohrmaschine in der Zeit noch alles nutzen, in der sie bei mir einfach nur im Schrank liegt? Die Idee des Tauschens und Teilens ist hier alt und in unserer kapitalistisch geprägten und neukauforientierten Gesellschaft wieder innovativ zugleich.

Nun ist es nicht unüblich, dass sich an diesem Punkt Unternehmen einschalten, um Sharing Angebote im großen Stil für die Verbraucher*innen zu schaffen. Die bekanntesten und beliebtesten Beispiele dürften hier Car- und BikeSharing aber auch das Teilen von Wohnungen und Unterbringung sein, z.B. via AirBnB. Auch wenn sich dadurch grundsätzlich ressourcenschonende und je nach Organisationsform auch gemeinschaftsbildende Effekte einstellen können, das „ist gar kein Teilen“, kritisiert Historikerin Luise Tremel von der Stiftung Zukunftsfähigkeit, wo sie gesellschaftliche Veränderungsprozesse erforscht (zitiert nach Oberhuber, 2016). Das sehen andere Sharing-Economy-Expert*innen ähnlich. Die kommerzialisierte Tauschökonomie ist mindestens fragwürdig, da hier der (Kauf-)Markt eigentlich nur um temporäre Benutzerrechte erweitertet wird, die ja aber ebenfalls verkauft werden. Weitere Problematiken, wie die Verdrängung von bezahlbaren Mietwohnungen durch profitablere kurzfristige Vermietungen via AirBnB haben wir wahrscheinlich alle schon einmal gehört. Aber wie funktioniert denn nun ‚richtiges‘ Tauschen und Teilen?

Aussenansicht des Leila Flensburg

Außenansicht Leila Flensburg (Quelle: Leila Flensburg e.V.)

Zum Beispiel ganz einfach mal bei Freund*innen oder in der Nachbarschaft fragen. Oder mit Tausch- und Leihorten für die Gemeinschaft wie Bibliotheken, Leihläden und Verschenk- und Tauschschränken.  Dieser Idee hat sich auch der „Leila“ in Flensburg verschrieben. Gegen einen kleinen monatlichen Beitrag können Mitglieder des Vereins sich alle Gegenstände im Leihladen in der Innenstadt von Flensburg ausleihen. Werkzeuge, Campingausrüstung oder besondere Küchengeräte, hier findet sich alles, was man eben nur manchmal braucht. Der Monatsbeitrag kann selbst gewählt werden und Menschen mit wenig Geld werden mit einem solidarischen Beitrag unterstützt.

Ein Leihladen oder auch eine „Bücherei der Dinge“ kann von einer eigenständigen Gruppe oder Organisation getragen werden oder das Angebot einer bestehenden Einrichtung wie z.B. einer Bücherei oder eines Umsonstladens ergänzen. Auch die Ausleihkonzepte variieren. So gibt es z.B. Mitgliederläden wie beim Leila oder Konzepte mit Leihgebühren. 2010 eröffnete der erste Leihladen in Berlin. Seitdem wächst die Zahl der Leih-Angebote in Europa stetig. Laut Leihladen Vernetzung gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende November 2022 schon über 30 Leihläden.

Wir haben auch eine Podcast Folge mit dem Leila Flensburg produziert. Wie funktioniert das Konzept? Was sind die Herausforderungen? Und ist ein Leihladen auch in meiner Gemeinde möglich? Hört mal rein für Antworten!

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Aber es kann auch noch viel niedrigschwelliger funktionieren. Ein Tauschschrank für Bücher und anderes an einem öffentlichen Ort der Gemeinde oder in der Nachbarschaft aufzustellen schafft Anreize, Austausch und Möglichkeiten, aussortierte Besitztümer zum Tausch anzubieten. Beeindruckend zeigt auch der Kieler Kreisel, das mithilfe von Kleidertauschpartys und einer Facebook- und Whatsapp-Gruppe eine große Community entstehen kann. Hier werden bereits seit über 10 Jahren fleißig Dinge und Hilfe getauscht, verschenkt und verliehen.

Vielleicht gilt es also hauptsächlich die Nachbarschaft, das eigene Viertel oder die Gemeinde zu (re)aktivieren. Mithilfe einer einfachen Messenger Gruppe oder auch Portalen wie zum Beispiel www.nebenan.de ist das heutzutage digital schnell gelöst. Hier kann man sich registrieren, sich gegenseitig Hilfe anbieten, Dinge verschenken aber auch gemeinsam Feste organisieren. Doch auch der gute alte Aushang am schwarzen Brett im Miets- oder Gemeindehaus kann ein guter Start sein. Frei nach dem Motto: Hier gibt es etwas zu leihen, komm(t) vorbei! Ganz nebenbei lernt man auch noch die Menschen kennen, neben denen man lebt. Und vielleicht entsteht sogar eine neue Gemeinschaft. So macht tauschen, teilen, schenken und gemeinsam die Wirtschaft revolutionieren doch Spaß.

 

Quellen & weitere Informationen

Verbraucherzentrale Bundeszentrale, 2015: Infografiken zur Sharing Economy

Behrendt & Behr, 2000

Artikel „Gutes Teilen, Schlechtes Teilen“ von Nadine Oberhuber (ZEIT, 19.07.2016)

Übersicht der Leihläden im D-A-CH Raum von Leihläden Vernetzung

 

SoLaWi – Solidarische Ernährung mit Ursprung in Schleswig-Holstein

„Die Lebensmittel verlieren ihren Preis und erhalten so ihren Wert zurück“, so fasst es Wolfgang Stränz vom Buschberghof zusammen. Das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft ist in unserer komplexen Zeit der multiplen Krisen bestechend einfach: Mitglieder einer Solidarischen Landwirtschaft tragen gemeinschaftlich die Kosten und die Risiken des Betriebs, im Gegenzug erhalten sie den Ernteertrag. Solidarische Landwirtschaft – kurz: SoLaWi – bietet in Zeiten verschwindend geringer Gewinne für vor allem kleine landwirtschaftliche Betriebe die Sicherheit eines planbaren Einkommens. Verbraucher*innen  können mit dem solidarischen Prinzip aus dem Markt ausbrechen und sich gemeinsam mit lokalen Bauernhöfen selbst versorgen. So machen sich ein Stück unabhängig von der Preispolitik großer Supermarktketten und Lebensmittelgroßhändler. Schon aufgrund der Logik des Prinzips aber auch aus ideologischen Gründen kommen die Lebensmittel direkt aus der Region und sind nur saisonal verfügbar, häufig zusätzlich auch in bester Bio-Qualität angebaut.

Weitere Erläuterungen dazu, was solidarische Landwirtschaft ist und wie sie funktioniert, gibt es im Erklärvideo des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft.

Bild: Netzwerk Solidarische Landwirtschaft / Kattendorfer Hof

Die solidarische Landwirtschaft hat ihren Ursprung in den 1960er Jahren in Japan. Ein Jahrzehnt später wurde sie auch in der Schweiz umgesetzt. Die Kooperative „Les Jardins De Cocagne“ gründete die erste SoLaWi in Europa, die auch als solche bezeichnet wurde. Auch in den USA fand das Prinzip der „Communty Supported Aggriculture“ (CSA) Anklang. In Deutschland ist die Geschichte der SoLaWi fest mit Schleswig-Holstein verbunden, da die beiden ersten solidarischen Hofgemeinschaften Deutschlands in diesem Bundesland entstanden. Mit dem Kattendorfer Hof (in Kattendorf bei Kaltenkirchen) seit den 1980er Jahren und den Buschberghof seit 1988 (Fuhlenhagen, westlich von Hamburg) startete die solidarische Bewegung in SH. Beide Betriebe entwickeln sich stetig weiter und haben Bildungsangebote und soziale Konzepte ins Leben gerufen. So wirtschaftet der Buschberghof biologisch-dynamisch, verfügt über eine eigene Meierei und Backstube und bietet eine Nutztier-Arche sowie eine sozialtherapeutisch begleitete Lebens- und Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit verschiedenen psychischen und seelischen Erkrankungen oder Behinderungen. Der Demeter-Betrieb Kattendorfer Hof bietet eine Vielzahl an Hofläden in der näheren Umgebung an und beliefert eigens dafür gegründete „Food Coops“ in den umliegenden Orten.

Heute gibt es Formen der solidarischen Landwirtschaft überall auf der Welt. Europaweit waren es 2015 bereits über 6.300 Betriebe mit über 1 Mio Mitgliedern, heute dürften es deutlich mehr sein. Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft listet aktuell 410 SoLaWis in Deutschland plus 98 in Gründung (Stand 27.09.2022). In Schleswig-Holstein sind aktuell 16 SoLaWis gelistet sowie 6 weitere in Gründung. 2011 zählte das Netzwerk deutschlandweit nur 12 Betriebe, im Mai 2019 waren es bereits 244. Mit nun über 400 hat sich die Zahl der solidarischen Betriebe in den letzten dreieinhalb Jahren fast verdoppelt, Tendenz weiter steigend.

Solidarische Ernährung und die Unterstützung lokaler Bio-Bauernhöfe liegt also im Trend. Dieser Aufschwung macht Hoffnung. Eine nachhaltige, gemeinschaftliche Versorgung mit ökologisch angebauten Lebensmitteln ist möglich und wir an vielen Orten in Deutschland bereits gelebt! Du möchtest Teil einer SoLaWi in deiner Nähe werden? Dann schau auf der Karte des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft vorbei! Auch Lebensmittelkooperativen oder Food-Coops können eine tolle Möglichkeit sein, Lebensmittel gemeinschaftlich zu beziehen.

Es gibt in deiner Umgebung noch keine SoLaWi? Dann gründet eine! Hilfreiche Hinweise, Kontakte und einen Leitfaden dazu findet ihr in unserer Werkstatt im Baukasten. Auch bei unserem digitalen Community-Klönschnack „Solidarisch isst es sich besser“ am 11.10.2022 ab 19 Uhr dreht sich alles um gemeinschaftliche Lösungen zur klimafreundlichen Ernährung. Stefanie Schulze-Schleithoff vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft berichtet von ihren Erfahrungen und steht euch Rede und Antwort zu Euren Fragen rund um SoLaWis & Co.

Und auch in unserer ersten Podcast Folge geht es um Solidarische Landwirtschaft. Hört mal rein!

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden


 

Quellen:

Netzwerk Solidarische Landwirtschaft – Liste der SoLaWis

Landwirtschaftskammer NRW

Websites Buschberghof & Kattendorfer Hof

Studie zu Solidarischer Landwirtschaft von der AG SoLaWi an der Goethe Universität Frankfurt (2013) 

bewirk, ausgezeichnet! Als Projekt Nachhaltigkeit 2022

Wir haben gewonnen! Die Initiative bewirk ist stolze Preisträgerin des Projekt Nachhaltigkeit 2022, dem Wettbewerb für Zukunftsgestaltung mit Leidenschaft, in der Kategorie N – Jetzt & Vor Ort. Der Nachhaltigkeitspreis wird seit 5 Jahren von den vier Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) in Kooperation mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) unter dem Dach des Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit verliehen.

In der Kategorie N wurden Menschen gesucht, die den Nachhaltigkeitsgedanken leben, anpacken und vor Ort Initiative zeigen, um globale Herausforderungen auf regionaler und lokaler Ebene zu lösen. bewirk ist eines von 4 ausgezeichneten Projekten aus der Kategorie N, die im Raum von RENN Nord vergeben wurden. Weitere Preisträger*innen waren das digitale Bildungsprogramm rund um Digitalisierung für Lehrer*innen Technucation@School aus Hamburg, das nachbarschaftliche und ökologische Bau- und Wohnprojekt Queerbeet in Lüneburg und Jonte Mae aus Bremen mit seinen Naturschutz2Go Blumensamenautomaten. Herzlichen Glückwunsch auch an diese tollen Projekte!

Am Freitag, den 16. September 2022, durften wir im Wälderhaus in Hamburg den Preis entgegen nehmen. Außerdem gab es bei der Vernissage zur Ausstellung COALSCAPES beeindruckende Drohnen-Fotografien von Julius Schrank, Lucas Wahl und Florian Manz rund um ökologische und soziale Veränderungen in Kohlerevieren zu sehen. Die Ausstellung kann noch bis Januar 2023 im Wälderhaus besucht werden. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine spannende Panel-Diskussion rund um „Suffizienz-Strategien für Hamburg.

Es ist schön, dass unsere Arbeit unter dem Motto „Jetzt & Vor Ort“ ausgezeichnet wurde. Das zeigt uns, dass wir einen richtigen Ansatz gewählt haben, um Engagierte in Schleswig-Holstein zu unterstützen, und sie ins Handeln zu bringen. Das Team freut sich sehr über diesen Preis und teilt die Auszeichnung gern mit allen Ehrenamtlichen und Bewirker*innen, die sich in ihren Gemeinden vor Ort fürs Klima stark machen und aktiv werden!

Wir danken auch unseren Kooperationspartner*innen für die Unterstützung und der Deutschen Postcode Lotterie für die großzügige Förderung, ohne die es „bewirk – Gemeinsam fürs Klima“ nicht geben würde.

Ab September gibt’s bewirk auch auf die Ohren!

Es kommt etwas Großes auf euch zu: unser Podcast „bewirk was“ kommt!

Mit dabei sind viele tolle Projekte zum Nachmachen! Unsere Bewirker*innen erzählen euch, was es braucht um das eigene, nachhaltige Projekt zu starten.

Wir freuen uns schon auf die vielen spannenden Geschichten rund um den Klimaschutz von Mobilität über Konsum und Ernährung bis hin zu Energiewende. Hier ist für alle was dabei!

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.podcaster.de zu laden.

Inhalt laden

Falls ihr schon etwas stöbern wollt, in unserer Schule findet ihr bereits viele spannende Projekte zu den einzelnen Themenbereichen!

 

Unsere 1. Ideenwerkstatt in Sankt Peter-Ording – ein Rückblick

Wir waren mit unserer ersten Klimawende-Werkstatt in St. Peter-Ording! Die Veranstaltung lief unter der Frage: Was können wir gemeinschaftlich tun, um uns über den Einsatz erneuerbarer Energien zukunftsfähiger aufzustellen und etwas für die notwendige Energiewende zu tun? Gemeinsam mit Experten von EnergieManufaktur Nord und der BürgerSolarBeratung aus Hürup entwickelten 10 engagierte St. Peterianer*innen am 17. Juni in einem angeleiteten Workshop konkrete Ideen für die kommunale Energie- und Klimawende in ihrer Gemeinde.

Dipl.Ing. Peter Bielenberg von der „EnergieManufaktur Nord“ hielt einen Vortrag über die Möglichkeiten des Einsatzes erneuerbarer Energien im Bestand vor Ort und die zahlreichen zur Verfügung stehenden Fördermittel. Er unterstrich, Gemeinwohl sei das Rezept für die Zukunftsfähigkeit von Gemeinden und die Hauptzutat gemeinschaftliches Handeln zum Wohle unserer Mitmenschen und Umwelt. Praktische Tipps rund um das Thema Photovoltaik und das Projekt BürgerSolarBeratung gab es von Christoph Thomsen von „Boben op Klima- und Energiewende e.V.“ aus Hürup. Der Verein besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen Bürger*innen und lebt gemeinschaftliche Klimawende mit vielen erfolgreichen Projekten vor.

„Es war ein sehr inspirierender und motivierender Abend mit vielen praktischen Tipps und Anregungen für die nächsten Schritte Richtung kommunaler Energie- und Klimawende in SPO,“ sagt Teilnehmer Ralf Otzen aus St. Peter Dorf. Einige Ideen, wie eine BürgerSolarBeratung für St. Peter-Ording und die Identifikation von großen öffentlichen Verbrauchern für ein mögliches Wärmenetz, werden nun vor Ort weiterverfolgt. bewirk unterstützt sie dabei mit zahlreichen Angeboten, wie einer Projektberatung und einem Aktionsfonds. Ihr möchtet dabei sein? Dann melden Euch sich gern bei Andrea Gummert-Weist und Hagen Goetz vor Ort (E-Mail an vorstand@gruene-spo.de) oder schreibt an bewirk@boell-sh.de und wir vernetzen Euch mit Engagierten in Eurer Gemeinde!

Die bewirk Veranstaltungen in St. Peter-Ording finden auf Initiative der Grünen SPO und mit freundlicher Unterstützung des Strandgut Resorts statt.

Ihr möchtet eine Klima-Aktion in Eurer Gemeinde starten? Wir kommen mit bewirk auch zu Euch vor Ort und unterstützen Euch dabei. Schreibt uns einfach eine Mail!

Wie wir unsere Geschichten neu erzählen müssen.

Klima-Kommunikation mit Torsten Schäfer

Klimakatastrophe mit gutem Ausgang? Manchmal fällt es schwer sich eine Zukunft ohne ökologischen Kollaps vorzustellen – doch das muss sich ändern, findet Dr. Torsten Schäfer. Als Professor für Journalismus und Textproduktion an der Uni Darmstadt, forscht er mit seinen Studierenden zu dem, was er spielerisch die „Sprache des Klimawandels“ nennt. Gemeint sind Techniken und Kommunikationsarten für Medienschaffende, die ein Bewusstsein für nachhaltigen gesellschaftlichen Wandel schaffen sollen.

„Nachhaltigkeit ist eine Dimension, die sich über alles legt.“

„Die Art wie wir Einzelthemen im Haus der Nachhaltigkeit betrachten, muss angereichert und um viele Perspektiven erweitert werden“ so Schäfer. Die Berichterstattung zum Thema Klimawandel und Artensterben gehe häufig von überholten Modellen aus. So wird beispielsweise das Modell des „Nachhaltigkeits-Dreiecks“, in dem Umwelt, Soziales und Wirtschaft gleichberechtigt erscheinen, teilweise heute noch nachkommenden Journalist*innen gelehrt. Dies sei falsch, veraltet und im Prinzip sogar gefährlich. Woran das liegt wird er nicht müde zu erklären: dem Erdhaushalt sind planetare Belastungsgrenzen gesetzt und diese sind in bestimmten Bereichen bereits katastrophal, in anderen zumindest kritisch belastet. Moderne Modelle nehmen eben diese Grenzen als Bezugsraum: nur unterhalb dieser ökologische Decke kann Raum für wirtschaftliches und soziales Handeln existieren. Darüber eben nicht, weil es der Planet schlichtweg nicht zulässt. Das sei die Maßgabe heute. Davon ausgehend muss sich auch die Klimaberichterstattung anpassen.

„Unsere Narrative müssen sich verändern.“

Der Mensch erzählt sich als soziales Wesen seit Beginn seines Seins gegenseitig Geschichten. Selbst steinzeitliche Höhlenmalereien seien nicht anderes als das, was heute Storytelling genannt wird, so Schäfer. Nicht selten steckt in diesen weitergereichten Geschichten eine Botschaft, ein sog. Narrativ, die im besten Falle ihren Zuhörer vor etwas Schädlichem bewahren soll.

So harmlos die Vorstellung einer kleinen Geschichte, die sich Menschen erzählen auch ist, so immens können ihre Folgen sein. Nicht selten unterstützen verhärtete Narrative Vorurteile, Angst und sind mindestens mit Vorsicht zu betrachten. Wie nun umgehen, mit einem Klimanarrativ, das zeitweilig zwischen dem raschen Ende allen Lebens und der totalen Klimawandelleugnung schwankt? Die Antwort liegt laut Dr. Schäfer in der „Klimapsychologie“.

Alarmismus vs. Tacheles

„Die menschliche Wahrnehmung ist nicht im Stande das Klima als 30-Jahre-Mittelwert zu spüren“, sagt Torsten Schäfer. Menschen können nur begreifen, was sie greifen können und demnach wird die Klimakrise nicht vom Schreibtisch aus verstanden. Wie kann eine Bedrohung nahegelegt werden, die naturgemäß nicht nahe liegt? Es reiche nicht aus Alarm zu schlagen und Menschen, mit der im besten Falle empirisch-wissenschaftlichen Datenmenge einer nahenden Katastrophe, zu überfordern. Der weltweite Klimawandel wird in Deutschland vergleichsweise spät zu spüren sein, weshalb ein Alltagsbezug für Viele gleichermaßen spät einsetzen wird. Auch ist ihre supranationale Natur schwer zuzuordnen (wie im Alleingang die Welt retten?) und gut gemeinte Apelle treffen aufgrund ihres erhobenen-Zeigefingercharakters gerne auf Ablehnung.

Hier sieht Schäfer einen Ansatzpunkt und wünscht sich eine Kommunikation, die von Vorbildern spricht, statt den Schuldigen zu suchen. Menschen müssen verstehen, dass es um einen Gewinn an Lebensqualität gehen kann, nicht nur um Verzicht. Wir müssen Lösungen, Erfolge und Möglichkeiten in den Fokus unserer Kommunikation setzen, nur so kann vermittelt werden, welch enormes Potential sich aus einem verhinderten Klimakollaps ergeben kann. Wenn wir schaffen eine Geschichte über eine wünschenswerte Zukunft zu schreiben, kommen wir ihr gesamtgesellschaftlich gewiss ein Stückchen näher. Der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl eines Jenen, der die Geschichtenschreiber von morgen ausbildet, lässt Gutes hoffen.

Wer sich den Vortrag von Torsten Schäfer zum Thema „Klimageschichten als kulturelles Instrument“ anschauen möchte, kann das ab jetzt HIER in unserem bewirk Kino. Hier findet ihr neben diesem erstklassigen Vortrag noch viele weitere spannende Impulse aus unserer Webinarreihe „bewirk – Gemeinsam fürs Klima“. Reinschauen lohnt sich!

Text von Hendrik Hunfeld

Wenn schon Wind, dann Bürger*innen-Windparks

Windenergie ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Aber wie können wir als Bürger*innen daran teilhaben? Eine Lösung sind sogenannte Bürger*innen-Windparks. Diese Windparks werden „von den Bürger[*innen] der Region selbst in Form einer Gesellschaft betrieben“ (EE.SH, 2019). Möglichst alle betroffenen Anwohner*innen sollen beteiligt werden. Bürger*innen-Windparks tragen zu einem gerechten Ausbau der erneuerbaren Energien bei und ermöglichen den Bezug von lokalem grünem Strom.

Diese Art von Windparks sind häufig genossenschaftlich organisiert. In Schleswig-Holstein gibt es dazu schon einige Erfolgsgeschichten. Laut EE.SH haben beispielsweise in Nordfriesland die Anwohner*innen der umliegenden Gemeinden Anteile an bereits über 90 Prozent der Windparks. Auch wenn z.B. langwierige Genehmigungsprozess Hürden darstellen können, setzt sich das Konzept immer mehr durch. Meist sind die Gesellschaften direkt am Gemeinwohl in der Gemeinde orientiert.  Ein Beispiel ist der Bürger*innen-Windpark Süderdeich, dessen Stiftung „Kinder des Windes“ soziales Engagement für die Region leistet.

Dich interessiert das Thema? Du möchtest dich in deiner Gemeinde für einen Bürger*innen-Windpark einsetzen? Dann komm mit deinen Fragen am 10.05. von 19 bis 20.30 Uhr zu unserem digitalen Community-Klönschnack „Wenn schon Wind, dann ein Bürger*innen-Windpark“ mit dem Bürgerwindpark Süderdeich und Rechtsanwältin Frederike Wriedt. Wir bitten um Voranmeldung an bewirk@boell-sh.

Was bedeutet lokaler Klimaschutz für uns?

Das Klima der Erde verändert sich in den letzten Jahrzehnten sehr schnell. Ursache für diesen beschleunigten Klimawandel sind zum großen Teil wir Menschen. Durch unsere Lebensweise stoßen wir sehr viel mehr Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan und Lachgas aus, als vor der Industrialisierung. Das führt zur globalen Erderwärmung. Und diese wirkt sich in unterschiedlichen Bereichen aus: der Meeresspiegel steigt, es gibt Hitzewellen und Dürren, Starkregen und Überschwemmungen, Krankheiten breiten sich anders aus, die Jahreszeiten verschieben sich, und noch vieles mehr.

Damit diese Folgen des Klimawandels nicht zu drastisch werden, müssen wir das Klima schützen. Das heißt, wir müssen vor allem darauf schauen, den Ausstoß der Treibhausgase einzudämmen. Das geht am besten dort, wo man lebt – also vor Ort – und in Gemeinschaft. Deswegen ist es uns wichtig, Klimaschutz nicht nur als globales Thema und politische Verantwortung „der da oben“ zu verstehen. Wir alle können für den Klimaschutz direkt vor unserer Haustür aktiv werden. Deswegen heißt es bei uns: Gemeinsam fürs Klima!

Nach der Webinarreihe geht‘s weiter mit Netzwerktreffen

 

Vor zwei Jahren fand das letzte Netzwerktreffen der Energiebürger.SH statt. Damit das Netzwerk aktiv bleibt und wachsen kann, gibt es zum Abschluss unserer erfolgreichen Webinarreihe am 1.3. um 19 Uhr einen Klönschnack.

Dort habt ihr endlich wieder Gelegenheit, euch auszutauschen, gegenseitig zu beraten und zu vernetzen. Mit dabei sind Wilhelm Borcherding und Brigitte Petersen des Bürgerwindparks Süderdeich und der dazugehörigen Stiftung „Kinder des Windes“. Sie haben in Süderdeich einen Bürgerwindpark gegründet und vermarkten ihren grünen, regionalen TOP-Strom. Die Gewinne, die mit der Windenergie erzielt werden, fließen in gemeinnützige Projekte der Stiftung, so dass alle vor Ort profitieren. Die Stiftung Kinder des Windes fördert Jugend, Bildung und Erziehung in der Region Wesselburen und Umland, sowie in Heide und Büsum. Damit gelingt es ihnen, Bürger*innen für die Ideen einer Energiewende zu mobilisieren. Weitere Erfahrungen, Tipps und Ideen werden sie beim Klönschnack mit uns teilen.

Der Klönschnack ist offen für alle Interessierten und wird online über Zoom stattfinden. Wir bitten um Voranmeldung an bewirk@boell-sh.de.

Auftakt zur Webinarreihe: bewirk – Wir gemeinsam vor Ort fürs Klima!

Viele Video-Kacheln auf einem bunten Hintergrund. Unten links eine Schatztruhe. Bewirk Logo und Text: Webinare getartet

Gut gelaunt und mit großem Interesse der Teilnehmenden begann am Dienstag, 18.01.2022, die sechsteilige Webinarreihe: bewirk – Wir gemeinsam vor Ort fürs Klima!

Zum Auftakt fanden knapp 35 Teilnehmer*innen den Weg in den virtuellen Seminarraum und wie eine kurze Umfrage zu Beginn ergab, durften wir auch viele Teilnehmenden begrüßen, die Mittel- und Süddeutschland ihr zu Hause nennen. Eine kleine aber willkommene Überraschung, bedenkt man den Ursprung des bewirk – Projekts: die Energiebürger Schleswig-Holstein.

Ziel der Reihe ist es die Rahmenbedingungen für Bürgerenergie in Deutschland kennenzulernen und damit verbunden die Chancen und Hemmnisse für eine Realisierung vor Ort einschätzen zu können. Die Lust auf „das wollen wir auch“ zu stärken und die Erkenntnis „das können wir auch“ zu entwickeln ist dabei das Hauptaugenmerk.

Dr. Tobias Bayr, Mitarbeiter des Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) und aktiv bei „Scientists for Future“, hielt das erste Impulsreferat und brachte die Teilnehmer auf den aktuellen wissenschaftlichen Stand der Forschung im Bereich Klimawandel. Insbesondere der Blick auf mögliche Kipppunkte des globalen Klimas und auf die immer kürzer werdenden Zeitachsen des möglichen Gegensteuerns verdeutlichten einmal mehr die Dringlichkeit der Aufgabe vor der die Menschheit steht. Ein notwendiger, aber Angesichts der Größe der Aufgabe auch ein durchaus bedrohlicher und einschüchternder Ausblick. Daher wurde die den Vortrag abschließende Rezitation von Konfuzius durch Dr. Bayr auch von vielen Teilnehmenden mit Dankbarkeit aufgenommen: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“

Dr. Kerrin Trimpler von der Klimaschutzagentur (gGmbH) des Kreises Rendsburg-Eckernförde stand nun vor der Aufgabe zu zeigen, wie man vor Ort dieses kleine Licht anzünden kann. Sie den Teilnehmenden näher mit welchen Initiativen Bund, Länder und speziell die Kommunen den Klimaschutz unterstützen und voranbringen. Durch den Einblick in die Arbeit der Kommunen und dem Vorstellen von bereits erfolgten Projekten, veranschaulichte Dr. Trimpler, dass der Schritt zum eigenen, lokalen Klimaprojekt kleiner ist, als es auf den ersten Blick vermeintlich erscheinen mag. Außerdem gibt es viel Hilfe für diejenigen , die danach suchen.

Danach (und begleitend im Chat) war Zeit für die Teilnehmer*innen des Seminars ihre Fragen an die Referent*innen zu stellen. Angeleitet durch die charmante und souveräne Moderation von Doris Lorenz, kam es so schnell zu einem regen Austausch zwischen Referent*innen und Teilnehmenden, sowie den Teilnehmer*innen untereinander. Dieser Austausch wurde später fortgesetzt und vertieft, als die Teilnehmenden in zufällige, kleine Gruppen gewürfelt wurden. Die Möglichkeit sich auch in einem etwas kleineren Rahmen auszutauschen und auch kennen zu lernen wurde von vielen Teilnehmenden mit Freude genutzt und die zugewiesene Zeit als eher zu kurz als zu lang wahrgenommen.

So gingen die zwei Stunden auch schnell vorbei und angesichts der vielen spontanen und vor allem positiven Rückmeldungen kann von einem rundherum gelungenen Abend gesprochen werden.

In den folgenden Webinaren wird dann weiter vertieft werden, was für den Aufbau von lokalen Klimaschutzprojekten gebraucht wird, wie man sie in Angriff nimmt und bestenfalls zu dauerhaften Institutionen vor Ort macht, von denen alle ,nicht nur das Klima, profitieren.

Alle, die jetzt gern selbst an den Webinaren teilnehmen würden, sind herzlich willkommen sich für unser digitales Wochenendseminar „bewirk – Wir gemeinsam vor Ort fürs Klima!“ anzumelden! Am 26. und 27. März 2022 finden die kostenlosen Webinare jeweils von 10 bis 18 Uhr statt, mit denselben Themen und Impulsgeber*innen. Weitere Informationen gibt es hier.

Text von David Manthey

Wir verabschieden uns als „Energiebürger.SH“

…und sagen Moin! als „bewirk – Gemeinsam fürs Klima“. Zwei Beweggründe haben uns dazu veranlasst, uns von dem liebgewonnenen Namen und Logo der „Energiebürger.SH“ zu verabschieden: Zum einen wollen wir gendergerechter werden und zum anderen wollen wir den Klimaschutz vordergründig nicht länger auf die Energiewende verkürzen. Jetzt sind wir die Initiative „bewirk – Gemeinsam fürs Klima“ und freuen uns über neue und alte Mitstreiter*innen. Alles, was bisher auf der energiebuerger.sh-Webseite war, findet ihr nun hier auf der neuen bewirk.sh-Webseite.

Das Handbuch „Klimaschutz Schleswig-Holstein“ ist da!

Um die regionalen Besonderheiten und notwendigen individuellen Maßnahmen zu adressieren, haben wir als Heinrich-Böll-Stiftung SH gemeinsam mit Mehr Demokratie Schleswig-Holstein das Handbuch „Klimaschutz Schleswig-Holstein“ herausgegeben. Das Handbuch bietet einen umfangreichen und anschaulich gestalteten Einblick über die Möglichkeiten, wie das Bundesland zum Erreichen des 1,5 Grad Ziels beitragen kann. Es werden sowohl die Ausgangslage als auch die Rahmenbedingungen beleuchtet und daran anschließend die Maßnahmen für einzelne Bereiche wie Landwirtschaft oder Energieversorgung vorgestellt, die nötig sind, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Für Schleswig-Holstein spielen hier besonders die Landwirtschaft und die Bodennutzung eine Rolle, die gemeinsam für 32% der Emissionen verantwortlich sind. Das Handbuch zeigt übergreifende Maßnahmen auf und ermöglicht so einen umfassenden Überblick über die notwendigen Schritte im Bereich Klimaschutz im regionalen, bundesweiten und nationenübergreifenden Kontext.