SoLaWi – Solidarische Ernährung mit Ursprung in Schleswig-Holstein

„Die Lebensmittel verlieren ihren Preis und erhalten so ihren Wert zurück“, so fasst es Wolfgang Stränz vom Buschberghof zusammen. Das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft ist in unserer komplexen Zeit der multiplen Krisen bestechend einfach: Mitglieder einer Solidarischen Landwirtschaft tragen gemeinschaftlich die Kosten und die Risiken des Betriebs, im Gegenzug erhalten sie den Ernteertrag. Solidarische Landwirtschaft – kurz: SoLaWi – bietet in Zeiten verschwindend geringer Gewinne für vor allem kleine landwirtschaftliche Betriebe die Sicherheit eines planbaren Einkommens. Verbraucher*innen  können mit dem solidarischen Prinzip aus dem Markt ausbrechen und sich gemeinsam mit lokalen Bauernhöfen selbst versorgen. So machen sich ein Stück unabhängig von der Preispolitik großer Supermarktketten und Lebensmittelgroßhändler. Schon aufgrund der Logik des Prinzips aber auch aus ideologischen Gründen kommen die Lebensmittel direkt aus der Region und sind nur saisonal verfügbar, häufig zusätzlich auch in bester Bio-Qualität angebaut.

Weitere Erläuterungen dazu, was solidarische Landwirtschaft ist und wie sie funktioniert, gibt es im Erklärvideo des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft.

Bild: Netzwerk Solidarische Landwirtschaft / Kattendorfer Hof

Die solidarische Landwirtschaft hat ihren Ursprung in den 1960er Jahren in Japan. Ein Jahrzehnt später wurde sie auch in der Schweiz umgesetzt. Die Kooperative „Les Jardins De Cocagne“ gründete die erste SoLaWi in Europa, die auch als solche bezeichnet wurde. Auch in den USA fand das Prinzip der „Communty Supported Aggriculture“ (CSA) Anklang. In Deutschland ist die Geschichte der SoLaWi fest mit Schleswig-Holstein verbunden, da die beiden ersten solidarischen Hofgemeinschaften Deutschlands in diesem Bundesland entstanden. Mit dem Kattendorfer Hof (in Kattendorf bei Kaltenkirchen) seit den 1980er Jahren und den Buschberghof seit 1988 (Fuhlenhagen, westlich von Hamburg) startete die solidarische Bewegung in SH. Beide Betriebe entwickeln sich stetig weiter und haben Bildungsangebote und soziale Konzepte ins Leben gerufen. So wirtschaftet der Buschberghof biologisch-dynamisch, verfügt über eine eigene Meierei und Backstube und bietet eine Nutztier-Arche sowie eine sozialtherapeutisch begleitete Lebens- und Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit verschiedenen psychischen und seelischen Erkrankungen oder Behinderungen. Der Demeter-Betrieb Kattendorfer Hof bietet eine Vielzahl an Hofläden in der näheren Umgebung an und beliefert eigens dafür gegründete „Food Coops“ in den umliegenden Orten.

Heute gibt es Formen der solidarischen Landwirtschaft überall auf der Welt. Europaweit waren es 2015 bereits über 6.300 Betriebe mit über 1 Mio Mitgliedern, heute dürften es deutlich mehr sein. Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft listet aktuell 410 SoLaWis in Deutschland plus 98 in Gründung (Stand 27.09.2022). In Schleswig-Holstein sind aktuell 16 SoLaWis gelistet sowie 6 weitere in Gründung. 2011 zählte das Netzwerk deutschlandweit nur 12 Betriebe, im Mai 2019 waren es bereits 244. Mit nun über 400 hat sich die Zahl der solidarischen Betriebe in den letzten dreieinhalb Jahren fast verdoppelt, Tendenz weiter steigend.

Solidarische Ernährung und die Unterstützung lokaler Bio-Bauernhöfe liegt also im Trend. Dieser Aufschwung macht Hoffnung. Eine nachhaltige, gemeinschaftliche Versorgung mit ökologisch angebauten Lebensmitteln ist möglich und wir an vielen Orten in Deutschland bereits gelebt! Du möchtest Teil einer SoLaWi in deiner Nähe werden? Dann schau auf der Karte des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft vorbei! Auch Lebensmittelkooperativen oder Food-Coops können eine tolle Möglichkeit sein, Lebensmittel gemeinschaftlich zu beziehen.

Es gibt in deiner Umgebung noch keine SoLaWi? Dann gründet eine! Hilfreiche Hinweise, Kontakte und einen Leitfaden dazu findet ihr in unserer Werkstatt im Baukasten. Auch bei unserem digitalen Community-Klönschnack „Solidarisch isst es sich besser“ am 11.10.2022 ab 19 Uhr dreht sich alles um gemeinschaftliche Lösungen zur klimafreundlichen Ernährung. Stefanie Schulze-Schleithoff vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft berichtet von ihren Erfahrungen und steht euch Rede und Antwort zu Euren Fragen rund um SoLaWis & Co.

Und auch in unserer ersten Podcast Folge geht es um Solidarische Landwirtschaft. Hört mal rein!

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Quellen:

Netzwerk Solidarische Landwirtschaft – Liste der SoLaWis

Landwirtschaftskammer NRW

Websites Buschberghof & Kattendorfer Hof

Studie zu Solidarischer Landwirtschaft von der AG SoLaWi an der Goethe Universität Frankfurt (2013) 

bewirk, ausgezeichnet! Als Projekt Nachhaltigkeit 2022

Wir haben gewonnen! Die Initiative bewirk ist stolze Preisträgerin des Projekt Nachhaltigkeit 2022, dem Wettbewerb für Zukunftsgestaltung mit Leidenschaft, in der Kategorie N – Jetzt & Vor Ort. Der Nachhaltigkeitspreis wird seit 5 Jahren von den vier Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) in Kooperation mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) unter dem Dach des Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit verliehen.

In der Kategorie N wurden Menschen gesucht, die den Nachhaltigkeitsgedanken leben, anpacken und vor Ort Initiative zeigen, um globale Herausforderungen auf regionaler und lokaler Ebene zu lösen. bewirk ist eines von 4 ausgezeichneten Projekten aus der Kategorie N, die im Raum von RENN Nord vergeben wurden. Weitere Preisträger*innen waren das digitale Bildungsprogramm rund um Digitalisierung für Lehrer*innen Technucation@School aus Hamburg, das nachbarschaftliche und ökologische Bau- und Wohnprojekt Queerbeet in Lüneburg und Jonte Mae aus Bremen mit seinen Naturschutz2Go Blumensamenautomaten. Herzlichen Glückwunsch auch an diese tollen Projekte!

Am Freitag, den 16. September 2022, durften wir im Wälderhaus in Hamburg den Preis entgegen nehmen. Außerdem gab es bei der Vernissage zur Ausstellung COALSCAPES beeindruckende Drohnen-Fotografien von Julius Schrank, Lucas Wahl und Florian Manz rund um ökologische und soziale Veränderungen in Kohlerevieren zu sehen. Die Ausstellung kann noch bis Januar 2023 im Wälderhaus besucht werden. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine spannende Panel-Diskussion rund um „Suffizienz-Strategien für Hamburg.

Es ist schön, dass unsere Arbeit unter dem Motto „Jetzt & Vor Ort“ ausgezeichnet wurde. Das zeigt uns, dass wir einen richtigen Ansatz gewählt haben, um Engagierte in Schleswig-Holstein zu unterstützen, und sie ins Handeln zu bringen. Das Team freut sich sehr über diesen Preis und teilt die Auszeichnung gern mit allen Ehrenamtlichen und Bewirker*innen, die sich in ihren Gemeinden vor Ort fürs Klima stark machen und aktiv werden!

Wir danken auch unseren Kooperationspartner*innen für die Unterstützung und der Deutschen Postcode Lotterie für die großzügige Förderung, ohne die es „bewirk – Gemeinsam fürs Klima“ nicht geben würde.