1. Oktober 2024

Gemeinsam für die Wärmewende vor Ort – Mit Bürger*innen planen und handeln

Die Wärmewende stellt auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität eine große Herausforderung dar. Im Gegensatz zum Stromsektor besteht im Bereich der Wärme noch ein großer Handlungsbedarf. Für uns als Mieter*innen und Hauseigentümer*innen stellt sich in allererster Linie die Frage: Wo bekomme ich meine Wärme in Zukunft her? Habe ich die Möglichkeit, an ein Wärmenetz angeschlossen zu werden? Muss ich mich um eine individuelle Lösung kümmern? Wer informiert mich, ob ein Wärmenetz in meiner Nachbarschaft sinnvoll ist und was schon in Planung ist?

Eine Lösung soll die kommunale Wärmeplanung bieten: Ein Planungsinstrument, welches Wärmebedarfe und -potentiale darstellt und Zukunftsszenarien für eine nachhaltige und klimaneutrale Wärmeversorgung vor Ort aufzeigt. In Schleswig-Holstein sind bereit 72 große und mittlere Kommunen (von insgesamt 1.106 Städten und Gemeinden) verpflichtet eine solche Planung bis 2024 bzw. 2027 vorzulegen. Übersicht der verpflichteten Gemeinden 

Spätestens mit dem Wärmeplanungsgesetz des Bundes stehen nun auch kleinere Gemeinden vor der Frage, wie die Wärmeversorgung gestaltet werden soll. Für die Bürger*innen der verbleibenden 1.034 Gemeinden in Schleswig-Holstein bietet sich jetzt die Möglichkeit selbst aktiv zu werden und die ersten Schritte für eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung zu gehen. Mehr zur kommunalen Wärmeplanung in Schleswig-Holstein. 

Die Wärmewende vor Ort gemeinsam angehen

Alle Akteure vor Ort können gemeinsam aktiv werden. Egal ob mit oder ohne verpflichtender Wärmeplanung – um den Herausforderungen der Wärmewende effektiv zu begegnen, müssen sich Hauseigentümer*innen und Mieter*innen, Landwirtschaft, Handwerk, Politik und Verwaltung gemeinsam auf den Weg machen, die lokalen Möglichkeiten zu erkennen und nutzbar zu machen. Die Bürger*innen sind dabei nicht nur die Abnehmer*innen der Wärme, sondern können sowohl im Prozess der Planung als auch bei der Organisation der Bereitstellung von Wärme einen aktiven Part übernehmen.

Wir von bewirk unterstützen euch gern dabei. In der ersten Phase geht es vor allem darum, alle Menschen in der Gemeinde für das Thema Wärmewende zu sensibilisieren. Wir kommen kostenlos mit unseren Ideensessions und Werkstätten zu euch vor Ort. Gemeinsam mit Expert*innen als Referierenden, moderieren wir eine interaktive Auftaktveranstaltung zu eurem Wärme-Projekt. Für die Schritte danach legen wir euch außerdem unser Wärmementor*innen-Programm ans Herz.

Als Bürger*in aktiv mitgestalten

Im Folgenden erklären wir, welche Schritte es von der Planung bis zur Umsetzung einer gemeinschaftlichen Wärmeversorgung gibt und wie ihr als Bürger*innen – mit oder ohne bewirk – aktiv werden könnt.

Schritt 1: Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung

Zunächst steht die Aufgabe an, allen Beteiligten die Klimarelevanz der Wärmeversorgung bewusst zu machen. Es gilt bezahlbare, sichere und klimafreundliche, Alternativen zur fossilen Wärmeversorgung und das Potenzial für Energieeinsparungen und Effizienzsteigerungen bei der gemeinsamen Wärmeversorgung klar vor Augen zu führen. Hierfür steht allen Gemeinden in Schleswig-Holstein eine kostenlose Initialberatung durch die Energie- und Klimaschutzinitiative der IB-SH offen. Diese kann allerdings nicht von einer Bürger*innen-Initiative angefragt werden und häufig erfolgt die Beratung im geschlossenen Kreis der Gemeindevertretung und -verwaltung.

Um bei möglichst vielen Bürger*innen ein Bewusstsein und Verständnis für die lokale Wärmeversorgung aufzubauen, sind andere Veranstaltungsformate besser geeignet. Für die erste Wissensgrundlage sind die bewirk-Ideensessions und Werkstätten mit Expert*innen und Macher*innen eine gute Möglichkeit, die Bürger*innen zu informieren. Wir beraten gemeinsam mit euch zusammen einen maßgeschneiderten Ablauf der Veranstaltungen und führen diese im Anschluss gemeinsam durch, ohne dass euch dafür Kosten entstehen. Einen Einblick dazu, wie eine solche Ideensession und Werkstatt konkret aussieht und wie eine Gruppe daraus entstehen kann, gibt unser Kurzfilm zur Initiative „Energie aus Tangstedt für Tangstedt“.

Um dieses neue Wissen zu vertiefen und besser zu verstehen sind Exkursionen zu guten Beispielen eine bewährte Form. Bei Exkursionen zu Orten, die schon ein Nahwärmenetz umgesetzt haben, könnt ihr mit den Durchführenden dort in Austausch kommen. So könnt ihr von ihren Erfahrungen profitieren und dann besser einschätzen, welche Möglichkeiten oder Schwierigkeiten bei einer Umsetzung bei euch vor Ort auftreten könnten. Hierfür haben wir euch ein Programm mit 5 Exkursionen zusammengestellt, welches wir gemeinsam mit dem Bildungszentrum für Umwelt, Natur und ländliche Räume SH (BNUR) anbieten. Alle Termine unserer Exkursionreihe „bewirk on Tour – Gemeinsam quer durchs Land fürs Klima“

Schritt 2: Begleitung der (kommunalen) Wärmeplanung

Zur Erstellung eines kommunalen Wärmeplans sind gemäß des schleswig-Holsteinischen Klimaschutzgesetztes folgende Schritte durchzuführen (§7, Abs. 3):

  • Zusammenstellen vorhandener Datengrundlagen in der Verwaltung, beim Netzbetreiber und/oder den Stadt- und Gemeindewerken sowie bei den Schornsteinfegern
  • Analyse Wärmebedarf
  • Analyse Infrastruktur im Bestand
  • Analyse potentieller Quellen für erneuerbare Energien
  • Potentielle Gebiete für Nahwärmenetze
  • Optionen für Wärmeerzeugungsanlagen
  • Empfehlungen für weiteres Vorgehen

Dort wo keine Verpflichtung zur kommunalen Wärmeplanung besteht und die politische Gemeinde nicht von selbst aktiv wird, kann eine Bürger*innen-Initiative den notwendigen Anstoß geben. Mit unserem Mentor*innen-Programm für lokale Wärmegruppen und bürgerschaftliche Nahwärmenetze in Schleswig-Holstein wollen wir die Startphase solcher Initiativen begleiten. Wir helfen bei den ersten Schritten vor Ort. Dies beinhaltet die gemeinsame Erarbeitung von nächsten Schritten und Meilensteinen (siehe Grafik) sowie die Verstetigung der Initiative zu einer festen Wärmegruppe. Die Mentor*innen begleiten die Gruppen dabei kostenfrei über einen Zeitraum von sechs Monaten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die bürgerschaftlichen Initiativen nicht die Aufgaben einer kommunalen Wärmeplanung erfüllen sollen (und können). Sie sollten lediglich herausarbeiten, ob ein vertiefender Einstieg in eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung in der Nachbarschaft oder der gesamten Gemeinde sinnvoll und machbar ist, um gegebenenfalls den nächsten Schritt einer Machbarkeitsstudie vorzubereiten und in die Wege zu leiten.

Weitere Schritte für eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung vor Ort

3. Machbarkeitsstudie
4. Trägerschaft der gemeinsamen Wärmeversorgung
5. Finanzierung
6. Ausführungsplanung und Genehmigung
7. Bau des Nahwärmenetzes und der Wärmeerzeugungsanlagen
8. Betrieb

Die nächsten Schritte beschreiben wir euch im nächsten Beitrag zur Wärmewende vor Ort! Alles rund um die kommunale Wärmeplanung in SH haben wir euch hier zusammengefasst.

Werdet Teil unseres landesweiten Netzwerkes für Wärmeinitiativen!