Gemeinsam mit dem Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume und RENN.nord haben wir im September und Oktober 2024 unsere fünfteilige Exkursionsreihe zu guten Beispielen im Bereich Wärme und Solar aus Schleswig-Holstein gestartet.
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Bewirk on Tour 2024 – Exkursionsreihe „Gemeinsam quer durchs Land fürs Klima“
Bewirk on Tour zu kalten und heißen Nahwärmenetzen
Am Freitag, den 27.09.2024 trafen sich die Teilnehmenden am Bahnhof Schleswig für die erste Station auf der ersten Tour unserer Exkursionsreihe.
Ein Blick in die Zukunft – Stadtwerke SH: Erdeisspeicher
Ansprechpartner: Thorsten Bock, Bereichsleiter Technischer Vertrieb der Stadtwerke SH GmbH & Co. KG, Projektinformationen
ErdEis III – Vereister Boden als Wärmelieferant
Die erste Station unserer Exkursion führte zu einem innovativen Projekt in Schleswig: dem ErdEis III-Projekt zur Erzeugung kalter Nahwärme aus einem Erdeisspeicher. Das Projekt wurde von Herrn Bock, Bereichsleiter Technischer Vertrieb der Stadtwerke SH, im einladenden Tagungsraum vorgestellt. Ein Ziel des vom Bund geförderten Projektes war die Untersuchung, ob oberflächennahe Geothermie in einem städtischen Umfeld mit begrenzten Nutzungsflächen realisiert werden kann. Anders als üblich wurden die Kollektorschlangen nicht horizontal, sondern platzsparend in mehreren Lagen übereinander verlegt. Dies ermöglicht eine große Kollektorfläche bei reduziertem Flächenbedarf. Durch die vertikale Anordnung der Kollektorflächen wird außerdem das umliegende, grundwasserhaltige Erdreich durch Wärmeentzug zum Gefrieren gebracht. Dabei kann eine thermodynamische Besonderheit zur Energiegewinnung genutzt werden: Gefrierendes Wasser setzt beim Phasenübergang von flüssig zu fest eine große Menge Energie frei – die sogenannte Kristallisationswärme. Die freigesetzte Wärme entspricht der Energie, die benötigt wird, um Wasser von 0°C auf 80°C zu erwärmen. Eine weitere Besonderheit des Eisspeichers ist, dass er im Sommer zur Kühlung der angeschlossenen Gebäude genutzt werden kann. Der für die Wärmepumpen benötigte Strom wird teilweise durch PV-Module auf dem Dach der Feuerwehrzentrale erzeugt. Zurzeit werden die Feuerwehrzentrale selbst und ein Neubaugebiet mit Niedrig-Energie-Häusern versorgt. Hier wird die kalte Nahwärme (0–12°C) mithilfe von Wärmepumpen auf die benötigten Temperaturen erhöht. Ein Folgeprojekt soll ermitteln, ob diese Lösung auch für schlechter gedämmte Bestandsgebäude genutzt werden kann. Damit könnten beispielsweise Flächen in Hinterhöfen effizient genutzt werden.
ASL Tüttendorf/BioEnergie Gettorf GmbH – Biogas-Speicherkraftwerk
Ansprechpartner: Martin Laß, Geschäftsführer der BioEnergie Gettorf GmbH & Co. KG
Regeneratives Biogas-Speicherkraftwerk – Flexibel und bedarfsorientiert
Die nächste Station führte zum Biogas-Speicherkraftwerk bei Tüttendorf. Bereits bei der Ankunft fiel der riesige Folienspeicher auf, der zur Zwischenspeicherung von Biogas genutzt wird. Herr Laß führte uns über das große Betriebsgelände und erläuterte die Funktionsweise der Anlage. Auf dem Gelände arbeiten drei Biogasreaktoren zur Erzeugung von Strom und Wärme. Die Gärsubstrate werden dabei an die jeweiligen Anforderungen angepasst: Für eine schnelle, kurzzeitige Produktionserhöhung wird eine andere Mischung verwendet als für einen langsamen, längeren Hochlauf. Ungewöhnlich war die Vielfalt der Rohstoffe, die auf der Lagerplatte zu sehen war: Gülle, Mist, diverse Getreidesorten, Rübenschnitzel und Mais. Der Maisanteil liegt derzeit bei etwa 50 %. Zudem wird die umwelt- und bienenfreundliche Staude Silphie eingesetzt, die bei hohem Energiegehalt ohne Dünger und Pestizide auskommt. Das erzeugte Biogas gelangt je nach Markt- und Wettersituation direkt in das große Blockheizkraftwerk (BHKW) oder in den Folienspeicher zur späteren Nutzung. Die erzeugte Wärme wird bei Bedarf ebenfalls zwischengespeichert, was eine Entkopplung von Strom- und Wärmeproduktion ermöglicht. Die Flexibilität der Anlage erlaubt die Absicherung von Spitzenlasten oder Dunkelflauten und könnte laut Betreiber sogar geplante Gaskraftwerke ersetzen. Die ASL vertreibt solche Anlagenpakete an interessierte Gemeinden und sichert Bürgerbeteiligung über ein spezielles Genossenschaftsmodell.
Bewirk on Tour zu großen und kleinen Energieanlagen
Am Freitag, den 25.10.2024 trafen sich die Teilnehmenden am Bahnhof in Kiel, um gemeinsam den Weg über die Förde zum ersten Stop der zweiten Tour unserer Exkursionsreihe zu gehen.
IB.SH – Investitionsbank & Meerwasser-Großwärmepumpe
Ansprechpartner: Wilm Feldt
IB.SH – Tradition und Innovation
Das erste Ziel der zweiten Exkursion war der architektonisch beeindruckende Neubau der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) an der Kieler Förde. Dort erwarteten uns zwei Themen: die Finanzierung von Energieprojekten und die Besichtigung einer innovativen Großwärmepumpe. Die IB.SH ist die zentrale Förderbank des Landes Schleswig-Holstein. Mit einem AAA-Rating, 700 Mitarbeitenden und einem Bilanzvolumen von 20 Milliarden Euro unterstützt sie zahlreiche Umwelt- und Energieprojekte, die bei anderen Banken häufig keine Förderung erhalten.
Großwärmepumpe im Bürogebäude
Im Keller des Gebäudes konnten wir eine moderne Großwärmepumpe besichtigen, die das gesamte Bürogebäude ganzjährig beheizt und kühlt. Die Wärme wird dem Wasser der Kieler Förde entzogen und im Verdichter aufbereitet. Umweltverträglichkeitsprüfungen ergaben, dass die Abkühlung des Wassers keine negativen Auswirkungen auf das Ökosystem hat. Die Büros werden konstant bei 21°C gehalten, wobei die Wärmepumpe lediglich kleine Temperaturunterschiede ausgleichen muss, da das Gebäude stark gedämmt ist.
Initiative Balkon-Solar Kiel – Balkon-PV-Selbsthilfegruppe
Ansprechpartner: People for Future Kiel, Weitere Informationen
Energiewende in Bürgerhand
Das letzte Ziel war die Initiative „Balkon-Solar Kiel“, betrieben von der Gruppe „People for Future Kiel“. Ihr Ziel ist es, durch die Verbreitung privater Balkonmodule zur THG-Reduktion beizutragen. Die Gruppe arbeitet ehrenamtlich und unterstützt Interessierte bei der Auswahl, Konfiguration und Montage kleiner Solaranlagen. Darüber hinaus wurde eine spezielle Halterung entwickelt, die die einfache Installation auf Betonbalkonen ermöglicht. Das Motto der Initiative lautet: „1000+1 Solaranlagen für Kiel“ – ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende in Bürgerhand.
Du möchtest bei unserer Exkursionsreihe dabei sein?
In 2025 sind wir wieder gemeinsam quer durchs Land unterwegs – fürs Klima!
16. Mai 2025 zu Nahwärmenetzen und Windrädern an der Westküste
04. Juli 2025 zu Solar-Projekten von und für Bürger*innen
12. September 2025 zu Nahwärme im Herzogtum-Lauenburg