27. April 2023

Agroforst: Eine klimafreundliche und nachhaltige Möglichkeit für die Landwirtschaft

Was ist Agroforstwirtschaft?

Bereits heute leidet die Landwirtschaft unter den Folgen des Klimawandels. Unbeständiges Wetter sowie Extremwetterereignisse und langanhaltende Temperaturextreme sind nur einige der Auswirkungen, die für aktuelle Probleme und Zukunftsängste bei den Landwirt*innen sorgen. Agroforst kann verschiedenen Folgen des Klimawandels entgegenwirken, Hitzeschutz für Tiere und Böden bieten und sogar wirtschaftliche Vorteile bringen. Doch was ist Agroforst eigentlich?

Agroforst ist eine Landnutzungspraktik, bei der Bäume und Sträucher (teilweise auch zusammen mit landwirtschaftlichen Nutzpflanzen) auf einer Fläche angebaut werden. Die Bäume und Sträucher werden gezielt in die landwirtschaftliche Produktion integriert, um ökologische und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. So entstehen ökologische und ökonomische Wechselbeziehungen. Agroforst gibt es vor allem auf Flächen mit Ackerbau und Lebensmittelanbau oder auf Tier-/Viehhaltungsflächen.

Agroforst, Klimaschutz und Schutz vor dem Klima:

Agroforstsysteme sind ökonomisch rentabel und können zu einer nachhaltigen Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion beitragen. Es entstehen somit Vorteile für Landwirtschaft und Umwelt.

Bäume in Agroforstsystemen binden Kohlenstoff aus der Atmosphäre und speichern ihn im Boden und in der Biomasse. Agroforstsysteme können ebenfalls dazu beitragen, den Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre zu reduzieren und somit den Klimawandel zu verlangsamen. Humus speichert dabei nicht nur Co2, sondern ist auch ein Nährstoffspeicher für Pflanzen, eine Nahrungsquelle für die Bodenfauna und Mikroorganismen und dient als Wasserspeicher. Außerdem bieten Bäume Schatten für Tiere und können selbst der Obst- und Holzernte dienen. Mit der neu gewonnen Ernte kann auch die Auswahl regionaler Produkte vielfältiger werden, wodurch Agroforst auch der Gemeinschaft ermöglicht, sich klimafreundlicher zu ernähren und regionale Produkte zu kaufen.

Neben der Förderung von der Biodiversität und der Verbesserung des (Mikro-)Klimas schützen die Bäume und Sträucher vor dem Klimawandel. Sie verhindern die immer häufiger auftretende Winderosion auf dem Feld und schützend vor Trockenheit und Starkregen sowie vor Bodenerosion.

Welche Arten von Agroforstsystemen gibt es?

Agroforst kann an unterschiedlichsten Standorten als Methode genutzt werden. Bäume und Sträucher können auf Weiden (bspw. Schafhaltung auf einer Streuobstwiese) oder Ackerland (beispielsweise Weizenanbau zwischen Baumreihen) angepflanzt werden. Bei den meisten Arten von Agroforstsystemen entstehen dabei sogar neue Produkte (Fruchtproduktion, Energie- oder Wertholz). Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft geht auf einige der unten stehenden Beispiele genauer ein. Hier kommst du zum Dokument.

 

Agroforst auf Ackerflächen

Einige Landwirt*innen in Deutschland experimentieren mit der Integration von Bäumen und Sträuchern auf Ackerflächen. Diese Systeme können den Boden vor Erosion schützen, die Bodenfruchtbarkeit erhöhen und gleichzeitig Holzproduktion und andere Erträge liefern. Hecken sind traditionelle Agroforstsysteme. Dazu gehören verschiedene Formen von Heckenstrukturen zwischen landwirtschaftlichen Flächen und Viehweiden. Sie dienen als Windschutz, sind aber auch wichtige Co2-Senken und damit sehr relevant für den Klimaschutz.

Alley Cropping als kompatible Methode

Alley Cropping eignet sich oft besonders gut, da es mit heutigen Bewirtschaftungsmethoden kompatibel ist. Die Gehölzreihen und Ackerkulturen werden parallel ausgerichtet, mit einem bestimmten Abstand gepflanzt. Der Abstand bezieht sich dann beispielsweise auf die Breite der landwirtschaftlichen Maschinen. Die Produktionstechniken werden so nicht beeinträchtigt. Hierbei können auch neue Produkte entstehen für den/die Landwirt*in (beispielsweise Stammholzproduktion, Früchte, auch Mischsysteme sind oft von Vorteil – Baum- und Strauchschichten).

Agroforst auf Grünland und Weiden

Einige Landwirt*innen haben begonnen, Bäume und Sträucher auf Weiden oder anderen Grünlandflächen zu integrieren. Diese Systeme können zur Erhöhung der Biodiversität beitragen und gleichzeitig Weidefläche und Holzproduktion bieten. So kann die Tier- und Viehhaltung mit anderen Produkten kombiniert werden.

Streuobstwiesen

Eine traditionelle Form des Agroforsts in Deutschland sind Streuobstwiesen, bei denen Obstbäume in Wiesen integriert werden. Diese Systeme bieten Nahrung und Lebensraum für zahlreiche Tierarten und können auch zur Herstellung von Saft, Most und anderen Obstprodukten genutzt werden.

Forest Farming

Dazu gehört die Pilzzucht, Kräuterzucht, Beeren und Gewinnung von Extrakten (forstliche Nicht-Holzprodukte). Diese schattentoleranten Kulturen können sehr gut zwischen den Baumreihen integriert werden. Dies bietet vielfältige Möglichkeiten von neuen Bewirtschaftungen und Produkten.

Agroforst in urbanen Gebieten

In einigen Städten in Deutschland werden Agroforstsysteme in städtischen Gärten und Parkanlagen eingesetzt. Diese Systeme können zur Verbesserung der Luftqualität und zur Erhöhung der Biodiversität in urbanen Gebieten beitragen. Es können auf kleinem Raum eine Vielzahl von Lebensmitteln produziert werden, wie Obst und Nüsse. Auch das Holz der Bäume kann verwendet werden.

Wer kann von Agroforst profitieren?

Durch die Integration von Bäumen und Sträuchern in landwirtschaftliche Flächen können mehrere Vorteile erzielt werden. Agroforstsysteme tragen zur Bodenerhaltung bei, indem sie Bodenerosion verhindern und die Bodenqualität verbessern. Außerdem können Agroforstsysteme zur Biodiversitätserhaltung beitragen, indem sie Lebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten schaffen. Agroforstsysteme können auch dazu beitragen, den Wasserhaushalt zu regulieren, indem sie den Wasserverbrauch reduzieren und die Speicherung von Wasser im Boden erhöhen. Wie schon erwähnt bieten sie neben dem Klimaschutz auch einen ökonomischen Vorteil und regionalen Vorteil.

  1. Landwirt*innen: Agroforstsysteme können für Landwirt*innen höchst interessant sein, da sie eine diversifizierte und nachhaltige Einkommensquelle bieten können. Durch die Integration von Bäumen in ihre landwirtschaftlichen Flächen können Landwirt*innen zusätzliche Erträge aus Holz, Früchten oder anderen Baumerzeugnissen erwirtschaften, ohne dass dies zu einer Verringerung der landwirtschaftlichen Erträge führt.
  2. Politik: Agroforstsysteme können gefördert werden, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Biodiversität zu erhalten. Sie können Anreize für Landwirt*innen schaffen, die Agroforstsysteme implementieren, indem sie beispielsweise Subventionen oder Steuervergünstigungen anbieten. Schließlich ist Agroforst nicht nur eine Klimaschutz-, sondern auch eine Klimaanpassungs-Maßnahme.
  3. Verbraucher*innen: Verbraucher*innen, die nachhaltige und umweltfreundliche Produkte bevorzugen, können von Agroforstsystemen profitieren, da diese dazu beitragen können, den ökologischen Fußabdruck von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu reduzieren. Sie können mehr Produkte aus ihrer Region kaufen.
  4. Jeder/Jede, der Teil von Klima und Naturschutz sein möchte: Agroforstsysteme können dazu beitragen, die Umwelt zu schützen, indem sie zur Biodiversitätserhaltung beitragen und die Kohlenstoffbindung in der Biomasse und im Boden erhöhen. So können auch urbane Agroforstsysteme oder Waldgärten bei dir zu Hause permakulturell angelegt werden. Es können Obstbäume, Wildobst, Beerensträucher sowie Gemüse und Kräuter angepflanzt werden.

 

Die Holawi macht es vor:

Die Holawi hat bereits mehrere erfolgreiche Projekte rund um Lüneburg. Sie möchten, dass multifunktionale Ökosysteme entstehen mit einer Kombination aus Intensivgemüse, artenreicher Ökosystemstrukturen und Aufenthalts- und Eventflächen. Die Produkte sollen die Regionalität fördern. Das Projekt „An der Neetze“ in Grevenhorn hat 2022 auf 4 Hektar ein artenreiches Biotop mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten geschaffen, die in Wechselwirkung voneinander profitieren.

„Artenschutz, das Schaffen neuer Lebensräume, Biodiversität, Wasserreinigung und Grundwasseraufbau, Klimamäßigung, sowie die Erlebbarkeit regenerativer Landwirtschaftsmethoden stehen im Vordergrund“ (Holawi 2022).

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Aus Schleswig Holstein: Der Eichhof: „Rieckens Landmilch“

Der Familienbetrieb aus dem Süden von Kiel steht für nachhaltige und regenerative Landwirtschaft und hat im Herbst 2020 ganze 1370 Bäume gepflanzt. Ihre Agroforstsysteme schützen seither das Klima und stärken die Biodiversität. Hier erklären sie ihre Agroforstsysteme genauer. Der Hof setzt auf eine Kreislaufwirtschaft ihrer natürlichen Resourcen (um diese optimal und effizient zu nutzen), Agroforst und widmet sich auch der Bildung und Forschung. Beispielsweise werden mit Studierenden der Universität Münster, auf dem Eichhof Daten für das Projekt „agroforst-monitoring“ erhoben. Im Jahr 2021 hat der Familienbetrieb sogar den Nachhaltigkeitspreis in Schleswig-Holstein gewonnen:

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Falls du selber Interesse hast an einem Agroforstsystem, dann solltest du dir vorher einige Fragen stellen:

  • Was passiert mit den anfallenden neuen Produkten: Früchten, Hölzern etc.?
  • Ist meine Fläche geeignet für ein Agroforstsystem bzw. lässt sich der vorhandene Standort nutzen, den ich habe?
  • Habe ich die Ressourcen, um die Bäume anzuschaffen, zu pflanzen, pflegen und ernten (Zeit, Arbeitskräfte und finanzielle Mittel)?
  • Bin ich nicht nur gut informiert über die Thematik, sondern auch mit der Umsetzung/Organisation, der Arbeit mit den Bäumen (Pflege, Schneide) und um die Bäume herum vertraut?
  • Da Agroforst nicht nur sehr langfristig und zukunftsversiert gedacht werden muss, stellt sich ebenfalls die Frage, ob die nachfolgende Generation die Begeisterung für solch ein Projekt teilt? Wie sieht die Zukunft bei euch aus?

TRIEBWERK hat eine umfangreiche Online-Workshopreihe zu Agroforst erstellt. Schaut euch gerne alle Teile auf Youtube an, in denen verschiedene Schritte erklärt werden. Hier findet ihr alle Videos.

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Quellen und weiterführende Links:

Hochstamm Deutschland (2020): Agroforst und Streuobstwiesen – (wie) geht das?

Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft

Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (2021): Agroforstwirtschaft. Die Kunst, Bäume und Landwrtschaft zu verbinden.

Agroforst Landkarte des DeFAF (Stand 2022)

Frauenhofer IAO (2019): Agroforst: nachhaltige Landnutzung in Deutschland

Rieckens Landmilch

Holistische Landwirtschaft: Holawi